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recht_und_gesetz:constitutio_concilii_regnis_grenzbrueckensis

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recht_und_gesetz:constitutio_concilii_regnis_grenzbrueckensis [2011/04/26 15:30]
morbus
recht_und_gesetz:constitutio_concilii_regnis_grenzbrueckensis [2011/04/26 15:38] (aktuell)
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 **Art. III - Von der Pflicht zum Geleyte** **Art. III - Von der Pflicht zum Geleyte**
  
-[1] Wir bestimmen und bekraeftigen durch diesen stets gueltigen koeniglichen Erlasz mit sicherem Wissen kraft unserer koeniglichen Gewalt: Wenn in Zukunft die Nothwendigkeyt oder der Fall eintritt, eynen Feyerlichen Reychstag abzuhalten und die Noblen Staende nach altem, loeblichem Brauche zur Wahl kommen, soll jeder Kronvasall nach vorheriger Aufforderung alle anderen Kronvasallen oder deren zu diesem Reychstage abgeschickten Gesandten und Lehensleut durch seine Laender, Gebiete und Orthe und auch darueber hinaus nach seinem Koennen geleiten und ihnen ohne Arglist Geleyt gewaehren bis zu dem Orthe, in der der Reychstag festlich begangen wird, und ebenso auf dem Rueckwege, bey Strafe des Meineyds und des einmaligen Verlustes seiner Stimmen im Reychstage. Und Wir bestimmen, dasz diese Strafen ebenfalls diejenigen treffen sollen, die sich bei der Gewaehrung des erwaehnten Geleyts aufsaessig oder nachlaessig gezeyget haben.  +[1] Wir bestimmen und bekraeftigen durch diesen stets gueltigen koeniglichen Erlasz mit sicherem Wissen kraft unserer koeniglichen Gewalt: Wenn in Zukunft die Nothwendigkeyt oder der Fall eintritt, eynen Feyerlichen Reychstag abzuhalten und die Noblen Staende nach altem, loeblichem Brauche zur Wahl kommen, soll jeder Kronvasall nach vorheriger Aufforderung alle anderen Kronvasallen oder deren zu diesem Reychstage abgeschickten Gesandten und Lehensleut durch seine Laender, Gebiete und Orthe und auch darueber hinaus nach seinem Koennen geleiten und ihnen ohne Arglist Geleyt gewaehren bis zu dem Orthe, in der der Reychstag festlich begangen wird, und ebenso auf dem Rueckwege, bey Strafe des Meineyds und des einmaligen Verlustes seiner Stimmen im Reychstage. Und Wir bestimmen, dasz diese Strafen ebenfalls diejenigen treffen sollen, die sich bei der Gewaehrung des erwaehnten Geleyts aufsaessig oder nachlaessig gezeyget haben. 
-[2] Wir verfuegen ferner und gebieten allen anderen Herzoegen und Fuersten, die durch die Krone mit Lehen  verschiedener Art beleget, und auch allen Grafen, Freiherren, Rittern, Knappen , Adligen und Nichtadligen, Buergern und Gemeynschaften in Burgen, Staedten und Orten des hohen Reyches, dasz sie dann, wenn der feyerliche Reychstag herankommt, einen jeden Kronvasall nach seynem Ersuchen und auch dessen Gesandten und Lehensmaenner, die er zu diesem Reychstage entsendet hat, durch ihre Gebiete und nach ihrem Koennen darueber hinaus ohne Arglist auf genannte Weyse geleyten sollen. Diejenigen aber, die es wagen, gegen unsere Verfuegung zu verstoszen, sollen deshalb die untengenannten Strafen erleyden. Alle Herzoege, Fuersten und Grafen, Freiherren, Edelleute, Ritter und Knappen und alle Adligen, die das Gegenteyl thun, machen sich des Meineyds schuldig und sollen alle Lehen verlieren, die sie durch die Krone und von allen anderen Herren empfangen haben, und saemtliche Besitzungen, von wem sie die auch haben moegen. Alle Buerger und Buergerschaften, die es wagen, gegen diese Bestimmungen zu verstoszen, sind gleichfalls meineydig und sollen auszerdem alle ihre Rechte, Freiheyten, Privilegien und Gnaden, die sie von der Krone erhalten haben, gaenzlich verlieren und mit allen ihren Leuten und Guetern dem Bann und der Reychsacht verfallen. Und wen Wir deswegen jetzt und in Zukunft als rechtlos erklaeren, darf fortan von jedermann eigenmaechtig und ohne Urteylsspruch und ohne Anrufung einer Obrigkeyt straflos verfolgt werden; und wer ihn angreyfet, hat deshalb keine Strafe zu befuerchten, weder vom Reyche noch von jemand anderem. Denn diejenigen, die sich derart pflichtvergessen gegen das Gemeynwohl und gegen den Bestand und die Wuerde des heyligen Reyches und gegen ihre eigene Ehre und ihr Wohl vergehen, sind offensichtlich treulose und frevelhafte Aufruehrer, Empoerer und Verraeter. + 
 +[2] Wir verfuegen ferner und gebieten allen anderen Herzoegen und Fuersten, die durch die Krone mit Lehen  verschiedener Art beleget, und auch allen Grafen, Freiherren, Rittern, Knappen , Adligen und Nichtadligen, Buergern und Gemeynschaften in Burgen, Staedten und Orten des hohen Reyches, dasz sie dann, wenn der feyerliche Reychstag herankommt, einen jeden Kronvasall nach seynem Ersuchen und auch dessen Gesandten und Lehensmaenner, die er zu diesem Reychstage entsendet hat, durch ihre Gebiete und nach ihrem Koennen darueber hinaus ohne Arglist auf genannte Weyse geleyten sollen. Diejenigen aber, die es wagen, gegen unsere Verfuegung zu verstoszen, sollen deshalb die untengenannten Strafen erleyden. Alle Herzoege, Fuersten und Grafen, Freiherren, Edelleute, Ritter und Knappen und alle Adligen, die das Gegenteyl thun, machen sich des Meineyds schuldig und sollen alle Lehen verlieren, die sie durch die Krone und von allen anderen Herren empfangen haben, und saemtliche Besitzungen, von wem sie die auch haben moegen. Alle Buerger und Buergerschaften, die es wagen, gegen diese Bestimmungen zu verstoszen, sind gleichfalls meineydig und sollen auszerdem alle ihre Rechte, Freiheyten, Privilegien und Gnaden, die sie von der Krone erhalten haben, gaenzlich verlieren und mit allen ihren Leuten und Guetern dem Bann und der Reychsacht verfallen. Und wen Wir deswegen jetzt und in Zukunft als rechtlos erklaeren, darf fortan von jedermann eigenmaechtig und ohne Urteylsspruch und ohne Anrufung einer Obrigkeyt straflos verfolgt werden; und wer ihn angreyfet, hat deshalb keine Strafe zu befuerchten, weder vom Reyche noch von jemand anderem. Denn diejenigen, die sich derart pflichtvergessen gegen das Gemeynwohl und gegen den Bestand und die Wuerde des heyligen Reyches und gegen ihre eigene Ehre und ihr Wohl vergehen, sind offensichtlich treulose und frevelhafte Aufruehrer, Empoerer und Verraeter. 
 [3] Wir bestimmen ferner und gebieten, dasz die Buerger und Buergerschaften aller Staedte den Kronvasallen und jedem einzelnen von ihnen und deren Gesandten auf ihren Wunsch Speys und Tranck zum ueblichen Preyse und Wechselkurse verkaufen oder verkaufen lassen sollen, die jene oder die genannten Gesandten und ihre Leute benoetigen, wenn sie zum Reychstage reysen oder von ihm wieder abreysen. Die Zuwiderhandelnden sollen durch ihr Thun den Strafen verfallen, die wir zuvor gegen Buerger und Gemeynschaften verhaengt haben. [3] Wir bestimmen ferner und gebieten, dasz die Buerger und Buergerschaften aller Staedte den Kronvasallen und jedem einzelnen von ihnen und deren Gesandten auf ihren Wunsch Speys und Tranck zum ueblichen Preyse und Wechselkurse verkaufen oder verkaufen lassen sollen, die jene oder die genannten Gesandten und ihre Leute benoetigen, wenn sie zum Reychstage reysen oder von ihm wieder abreysen. Die Zuwiderhandelnden sollen durch ihr Thun den Strafen verfallen, die wir zuvor gegen Buerger und Gemeynschaften verhaengt haben.
-[4] Wenn einer der Herzoege, Fuersten, Grafen, Freiherren, Ritter, Knappen, Adligen oder Nichtadligen, Buerger oder Stadtgemeynden es wagt, einem Kronvasall, der zum feyerlichen Reychstage reyst oder von ihm wieder zurueckkehret, feyndlich nachzustellen oder aufzulauern oder sie selbst, ihre Leut und ihr Habe und Guth oder ihre Gesandten und Lehensleut anzugreyfen oder zu belaestigen - es sey mit oder ohne Bitte um Geleytschutz -, der soll samt allen Gefaehrten seiner Schandtath den vorgenannten Strafen verfallen seyn, indem ein jeder die Strafe oder Strafen erleydet, die wir gemaesz den obengenannten Verordnungen nach dem Stand der Personen verhaenget haben. + 
 +[4] Wenn einer der Herzoege, Fuersten, Grafen, Freiherren, Ritter, Knappen, Adligen oder Nichtadligen, Buerger oder Stadtgemeynden es wagt, einem Kronvasall, der zum feyerlichen Reychstage reyst oder von ihm wieder zurueckkehret, feyndlich nachzustellen oder aufzulauern oder sie selbst, ihre Leut und ihr Habe und Guth oder ihre Gesandten und Lehensleut anzugreyfen oder zu belaestigen - es sey mit oder ohne Bitte um Geleytschutz -, der soll samt allen Gefaehrten seiner Schandtath den vorgenannten Strafen verfallen seyn, indem ein jeder die Strafe oder Strafen erleydet, die wir gemaesz den obengenannten Verordnungen nach dem Stand der Personen verhaenget haben. 
 [5] Wenn aber ein Kronvasall mit einem anderen in Fehde lieget und zwischen ihnen Streyt, Feyndschaft oder Uneinigkeyt bestehet, dann soll trotzdem einer den anderen oder dessen Gesandten und Lehensmann, die zu jenem Reychstage ausersehen sind, pflichtgemaesz auf obengenannte Weyse geleyten bey Strafe des Meineyds und des einmaligen Verlustes seiner Stimmen im Reychstag gemaesz den obigen Darlegungen. [5] Wenn aber ein Kronvasall mit einem anderen in Fehde lieget und zwischen ihnen Streyt, Feyndschaft oder Uneinigkeyt bestehet, dann soll trotzdem einer den anderen oder dessen Gesandten und Lehensmann, die zu jenem Reychstage ausersehen sind, pflichtgemaesz auf obengenannte Weyse geleyten bey Strafe des Meineyds und des einmaligen Verlustes seiner Stimmen im Reychstag gemaesz den obigen Darlegungen.
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 [6] Wenn andere Herzoege, Fuersten, Grafen, Freiherren, Ritter, Knappen, Adlige oder Nichtadlige, Buerger oder Staedte mit einem oder mehreren Kronvasallen verfeyndet sind oder Streyt, Krieg und Zwietracht unter ihnen bestehet, sollen sie trotzdem ohne Widerspruch und Arglist dem oder den Kronvasallen -  und dessen oder deren Gesandten und Lehensleut, die zum Reychstage geschickt werden oder von ihm zurueckkehren - solches Geleyt gewaehren, wenn sie den von uns festgesetzten Strafen entgehen wollen, welche die Zuwiderhandelnden erleyden. Zur Bekraeftigung und groeszeren Sicherung dieser Anordnungen bestimmen und wollen Wir, dasz alle Kronvasallen und Herzoege und anderen Fuersten sowie Grafen, Freiherren, Adligen, Staedte und ihre Stadtgemeynden alles Vorgenannte mit ihren Urkunden und Eyden bestaetigen und sich zur gewissenhaften und ehrlichen Erfuellung getreulich verpflichten mueszen. Wer aber die Ausstellung einer derartigen Urkunde verweygert, soll dadurch den Strafen verfallen, die wir nach dem Stand der Personen ueber jeden einzelnen oben verhaengt haben. [6] Wenn andere Herzoege, Fuersten, Grafen, Freiherren, Ritter, Knappen, Adlige oder Nichtadlige, Buerger oder Staedte mit einem oder mehreren Kronvasallen verfeyndet sind oder Streyt, Krieg und Zwietracht unter ihnen bestehet, sollen sie trotzdem ohne Widerspruch und Arglist dem oder den Kronvasallen -  und dessen oder deren Gesandten und Lehensleut, die zum Reychstage geschickt werden oder von ihm zurueckkehren - solches Geleyt gewaehren, wenn sie den von uns festgesetzten Strafen entgehen wollen, welche die Zuwiderhandelnden erleyden. Zur Bekraeftigung und groeszeren Sicherung dieser Anordnungen bestimmen und wollen Wir, dasz alle Kronvasallen und Herzoege und anderen Fuersten sowie Grafen, Freiherren, Adligen, Staedte und ihre Stadtgemeynden alles Vorgenannte mit ihren Urkunden und Eyden bestaetigen und sich zur gewissenhaften und ehrlichen Erfuellung getreulich verpflichten mueszen. Wer aber die Ausstellung einer derartigen Urkunde verweygert, soll dadurch den Strafen verfallen, die wir nach dem Stand der Personen ueber jeden einzelnen oben verhaengt haben.
-[7] Wenn ein Kronvasall oder Herzog oder ein anderer Fuerst, welchen Standes oder Ranges er sey, der ein oder mehrere Lehen von der Krone traegt, oder wenn ein Graf, Freiherr oder Adliger und deren Nachkommen oder Erben die Erfuellung unserer koeniglichen Verordnungen und Gesetze verweygert, oder wenn er es wagt, sie zu uebertreten, dann sollen, falls es sich um einen Kronvasallen handelt, die anderen Kronvasallen ihn daraufhin aus ihrer Gemeynschaft ausschlieszen, und er soll seyne Stimme im Reychstage sowie den Stand, die Wuerde und das Recht vor den anderen Kronvasallen einbueszen, und er soll nicht mit den Lehen belehnt werden, die er sonst von der Krone beseszen haette. Ein anderer Herzog, Fuerst oder Adliger aber, der gegen diese unsere Gesetze verstoeszet, soll ebenfalls nicht in die Lehen eingesetzt werden, die er von der Krone oder sonst besitzet; und auszerdem soll er deshalb alle jene Strafen erleyden, die seine Person betreffen. + 
 +[7] Wenn ein Kronvasall oder Herzog oder ein anderer Fuerst, welchen Standes oder Ranges er sey, der ein oder mehrere Lehen von der Krone traegt, oder wenn ein Graf, Freiherr oder Adliger und deren Nachkommen oder Erben die Erfuellung unserer koeniglichen Verordnungen und Gesetze verweygert, oder wenn er es wagt, sie zu uebertreten, dann sollen, falls es sich um einen Kronvasallen handelt, die anderen Kronvasallen ihn daraufhin aus ihrer Gemeynschaft ausschlieszen, und er soll seyne Stimme im Reychstage sowie den Stand, die Wuerde und das Recht vor den anderen Kronvasallen einbueszen, und er soll nicht mit den Lehen belehnt werden, die er sonst von der Krone beseszen haette. Ein anderer Herzog, Fuerst oder Adliger aber, der gegen diese unsere Gesetze verstoeszet, soll ebenfalls nicht in die Lehen eingesetzt werden, die er von der Krone oder sonst besitzet; und auszerdem soll er deshalb alle jene Strafen erleyden, die seine Person betreffen. 
 [8] Wir wollen aber und bestimmen ausdruecklich, dasz jeder Kronvasall, der ein solches Geleyt haben will, den Betreffenden seynen Wunsch und zugleych den vorgesehenen Reyseweg rechtzeytig mitteylen moege und das Geleyt fordern soll, damit die zur Geleytstellung Verpflichteten und derart Aufgeforderten sich entsprechend und angemessen darauf vorbereyten koennen. [8] Wir wollen aber und bestimmen ausdruecklich, dasz jeder Kronvasall, der ein solches Geleyt haben will, den Betreffenden seynen Wunsch und zugleych den vorgesehenen Reyseweg rechtzeytig mitteylen moege und das Geleyt fordern soll, damit die zur Geleytstellung Verpflichteten und derart Aufgeforderten sich entsprechend und angemessen darauf vorbereyten koennen.
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 [9] Wir erklaeren fuerderhin, dasz diese Bestimmungen ueber das Geleyt so verstanden werden mueszen, dasz jeder Obengenannte oder vielleycht nicht Angesprochene, von dem es im vorgenannten Falle zu fordern waere, bei den angefuehrten Strafen verpflichtet iszet, das Geleyt wenigstens durch seine Laender und Gebiete und darueber hinaus nach seynen Kraeften ohne Arglist zu stellen. [9] Wir erklaeren fuerderhin, dasz diese Bestimmungen ueber das Geleyt so verstanden werden mueszen, dasz jeder Obengenannte oder vielleycht nicht Angesprochene, von dem es im vorgenannten Falle zu fordern waere, bei den angefuehrten Strafen verpflichtet iszet, das Geleyt wenigstens durch seine Laender und Gebiete und darueber hinaus nach seynen Kraeften ohne Arglist zu stellen.
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 [10] Jeder Kronvasall - oder seine Gesandten und Lehensleut - darf waehrend des Reychstages in den Orth, wo sich die Staende zum Reychstage einfinden, blosz mit eynhundert Reytern einziehen, unter ihnen nur zweye Dutzend Bewaffnete oder weniger, aber nicht mehr. [10] Jeder Kronvasall - oder seine Gesandten und Lehensleut - darf waehrend des Reychstages in den Orth, wo sich die Staende zum Reychstage einfinden, blosz mit eynhundert Reytern einziehen, unter ihnen nur zweye Dutzend Bewaffnete oder weniger, aber nicht mehr.
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 [11] Ein zum Reychstag berufender und aufgebotener Kronvasall soll seine Stimmen im Reychstage verlieren, wenn er nicht kommdt und auch keine rechtmaeszigen Gesandten oder Lehensleut schicket, die mit offenen und mit seynem groszen Siegel versehenen Briefen ausgestattet sind, welche den vollen, selbstaendigen und uneingeschraenkten Auftrag enthalten. Der Kronvasall gibt das Stimmrecht ebenfalls auf, wenn er zwar kommet - oder vielleicht solche Gesandten oder Lehensleut schicket -, jedoch nachher er selbst oder die erwaehnten Gesandten vom Orthe abreysen, ehe der Reychstag beschloszen worden und der Kronvasall keynen berechtigten Repraesentanten eingesetzet und zurueckgelaszen hat. [11] Ein zum Reychstag berufender und aufgebotener Kronvasall soll seine Stimmen im Reychstage verlieren, wenn er nicht kommdt und auch keine rechtmaeszigen Gesandten oder Lehensleut schicket, die mit offenen und mit seynem groszen Siegel versehenen Briefen ausgestattet sind, welche den vollen, selbstaendigen und uneingeschraenkten Auftrag enthalten. Der Kronvasall gibt das Stimmrecht ebenfalls auf, wenn er zwar kommet - oder vielleicht solche Gesandten oder Lehensleut schicket -, jedoch nachher er selbst oder die erwaehnten Gesandten vom Orthe abreysen, ehe der Reychstag beschloszen worden und der Kronvasall keynen berechtigten Repraesentanten eingesetzet und zurueckgelaszen hat.
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 [12] Waehrend der ganzen Zeit, in der im Reychstage verhandelt und beraten wird, duerfen die Buerger des Orthes, an welchem getaget wird, niemanden in die Stadt einlaszen oder ihm irgendwie den Eintritt erlauben, welch Ansehen, Stand oder Rang er auch habe. Ausgenommen sind die Kronvasallen und ihre Gesandten und Lehensleut oder  Bevollmaechtigten, von denen jeder einzelne mit fuenfzig Pferden eingelaszen werden musz, wie oben gesaget wird. Wenn aber nach dem Einzug der Kronvasallen oder waehrend ihres Aufenthalts in jener Stadt ein Unbefugter angetroffen wird, mueszen die Buerger selbst sofort und wirksam fuer seine Ausreyse sorgen, um alle gegen sie verkuendeten Strafen zu vermeyden, und auch kraft des Eydes, den die Buerger deswegen nach der vorliegenden Anordnung bei den Gebeynen des Heiligen Rudegar schwoeren mueszen. [12] Waehrend der ganzen Zeit, in der im Reychstage verhandelt und beraten wird, duerfen die Buerger des Orthes, an welchem getaget wird, niemanden in die Stadt einlaszen oder ihm irgendwie den Eintritt erlauben, welch Ansehen, Stand oder Rang er auch habe. Ausgenommen sind die Kronvasallen und ihre Gesandten und Lehensleut oder  Bevollmaechtigten, von denen jeder einzelne mit fuenfzig Pferden eingelaszen werden musz, wie oben gesaget wird. Wenn aber nach dem Einzug der Kronvasallen oder waehrend ihres Aufenthalts in jener Stadt ein Unbefugter angetroffen wird, mueszen die Buerger selbst sofort und wirksam fuer seine Ausreyse sorgen, um alle gegen sie verkuendeten Strafen zu vermeyden, und auch kraft des Eydes, den die Buerger deswegen nach der vorliegenden Anordnung bei den Gebeynen des Heiligen Rudegar schwoeren mueszen.
  
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 Im Namen der hochheyligen Dreyfaltigkeyt der hoechsten Koenige unter den Ewgen zum Glueck und Heyl! Wieland II., durch Ewgen Milde Grenzbruecker Koenig, zu allen Zeyten Mehrer des Reyches und Protector custodis. Zu ewigem Gedenken. Im Namen der hochheyligen Dreyfaltigkeyt der hoechsten Koenige unter den Ewgen zum Glueck und Heyl! Wieland II., durch Ewgen Milde Grenzbruecker Koenig, zu allen Zeyten Mehrer des Reyches und Protector custodis. Zu ewigem Gedenken.
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 [1] Das Ansehen und der Ruhm des Ehrwuerdigen Grenzbruecker Reyches, die Ehre des Koenigs und der dankenswerthe Nutzen des Gemeynwohls werden durch den einmuetigen Willen der ehrwuerdigen und erlauchten Kronvasallen gestaerkt, die gleych hochragenden Saeulen den heyligen Bau mit umsichtiger Klugheyt und wachsamem Pflichtgefuehl stuetzen. Durch ihren Beystand werden die Kraefte der koeniglichen Gewalth gestaerket, und je mehr sie durch gegenseytige Guethe und Gunst verbunden werden, desto reychlichere Vorteyle des Friedens und der Ruhe ergeben sich fuer das Grenzbruecker Volck. Es sollen zwischen dem ehrwuerdigen Senator Maximus et Superior der Academia Clavis Mundi und Seyner Heyligkeyt dem Filius Primus Ecclesiastica, alle Anlaesze zu kuenftigen Streytigkeyten und Verdaechtigungen wegen des Vorrangs oder der Wuerde ihrer Sitze auf koeniglichen Reychstagen fuer immer beseytigt werden, damit sie mit ruhigem Herzen und Gemueth den Nutzen des Reyches eintraechtig und liebevoll zum Troste des Volckes noch besser bedenken koennen. Daher verfuegen und verordnen wir nach Ueberlegung mit allen geystlichen und weltlichen Kronvasallen und nach ihrem Rathschlage kraft herrschaftlicher Gewalth durch dieses immerwaehrend gueltige Gesetz, dasz die ehrwuerdigen Vertreter der Academia Clavis Mundi und des Allweyligen Concils von Lynsbrunn bey allen Reychstagen und auch sonst bey oeffentlichen koeniglichen Veranstaltungen - Gerichtssitzungen, Belehnungen, Gastmaehlern und auch bei Berathungen und allen anderen Gelegenheyten, derentwegen sie zusammenkommen, um wiederum ueber die Ehre und den Nutzen des Reyches zu verhandeln - in folgender Weyse sitzen koennen, duerfen und mueszen: Der von Anatheyn am rechten Kopfend der Tafel gegenueber dem Antlitz der Krone als gesondertem und vortrefflichem Platzce und der von Lynsbrunn am lincken Kopfend der Tafel gegenueber dem Antlitz der Krone als gesondertem und vortrefflichem Platzce. Und wir wollen, dasz diese Sitzordnung sich derarth auch auf die Nachfolger dieser Amtmaenner erstrecken soll, damit niemals mehr hierueber ein Zweyfel entstehen kann. [1] Das Ansehen und der Ruhm des Ehrwuerdigen Grenzbruecker Reyches, die Ehre des Koenigs und der dankenswerthe Nutzen des Gemeynwohls werden durch den einmuetigen Willen der ehrwuerdigen und erlauchten Kronvasallen gestaerkt, die gleych hochragenden Saeulen den heyligen Bau mit umsichtiger Klugheyt und wachsamem Pflichtgefuehl stuetzen. Durch ihren Beystand werden die Kraefte der koeniglichen Gewalth gestaerket, und je mehr sie durch gegenseytige Guethe und Gunst verbunden werden, desto reychlichere Vorteyle des Friedens und der Ruhe ergeben sich fuer das Grenzbruecker Volck. Es sollen zwischen dem ehrwuerdigen Senator Maximus et Superior der Academia Clavis Mundi und Seyner Heyligkeyt dem Filius Primus Ecclesiastica, alle Anlaesze zu kuenftigen Streytigkeyten und Verdaechtigungen wegen des Vorrangs oder der Wuerde ihrer Sitze auf koeniglichen Reychstagen fuer immer beseytigt werden, damit sie mit ruhigem Herzen und Gemueth den Nutzen des Reyches eintraechtig und liebevoll zum Troste des Volckes noch besser bedenken koennen. Daher verfuegen und verordnen wir nach Ueberlegung mit allen geystlichen und weltlichen Kronvasallen und nach ihrem Rathschlage kraft herrschaftlicher Gewalth durch dieses immerwaehrend gueltige Gesetz, dasz die ehrwuerdigen Vertreter der Academia Clavis Mundi und des Allweyligen Concils von Lynsbrunn bey allen Reychstagen und auch sonst bey oeffentlichen koeniglichen Veranstaltungen - Gerichtssitzungen, Belehnungen, Gastmaehlern und auch bei Berathungen und allen anderen Gelegenheyten, derentwegen sie zusammenkommen, um wiederum ueber die Ehre und den Nutzen des Reyches zu verhandeln - in folgender Weyse sitzen koennen, duerfen und mueszen: Der von Anatheyn am rechten Kopfend der Tafel gegenueber dem Antlitz der Krone als gesondertem und vortrefflichem Platzce und der von Lynsbrunn am lincken Kopfend der Tafel gegenueber dem Antlitz der Krone als gesondertem und vortrefflichem Platzce. Und wir wollen, dasz diese Sitzordnung sich derarth auch auf die Nachfolger dieser Amtmaenner erstrecken soll, damit niemals mehr hierueber ein Zweyfel entstehen kann.
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 [2] Item, fuerderhin sooft von nun an ein Reychstag stattfindet in eynem unmittelbaren Kronlehen, soll bey jeder Sitzung, also im Rath, bey der Festtafel und an allen sonstigen Orthen, wo der Koenig mit den Kronvasallen sitzen wird, in Zukunft so verfahren werden: Am Kopfe der Tafel in der Mitte die Krone, Stuetzpfeiler und Centrum aller Macht im Reyche und daran neben ihr in einer Linie als Zeychen Ihrer besonderen Wuerde und Ehre wie folgt: zu der rechten Seyte des Koenigs unmittelbar der Herzog von Belartha, weil er ein gekroenter und gesalbter Fuerst iszet, zu dessen Rechten der Ehrwuerdige Vertreter der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis und seytwaendig zu dessen Rechten der Herzog von Rabenfels; zu der lincken Seyte des Koenigs der Herzog von Hohenstaden, weil er eyn gekroenter Fuerst iszet, links aber von diesem, der Marckgraf von Mendreth, auf dem naechsten Platzce von diesem der Hochheylige Vertreter des Allweyligen Concils von Lynsbrunn und zur Lincken desselben seytwaendig der Marckgraf von Tibur.  [2] Item, fuerderhin sooft von nun an ein Reychstag stattfindet in eynem unmittelbaren Kronlehen, soll bey jeder Sitzung, also im Rath, bey der Festtafel und an allen sonstigen Orthen, wo der Koenig mit den Kronvasallen sitzen wird, in Zukunft so verfahren werden: Am Kopfe der Tafel in der Mitte die Krone, Stuetzpfeiler und Centrum aller Macht im Reyche und daran neben ihr in einer Linie als Zeychen Ihrer besonderen Wuerde und Ehre wie folgt: zu der rechten Seyte des Koenigs unmittelbar der Herzog von Belartha, weil er ein gekroenter und gesalbter Fuerst iszet, zu dessen Rechten der Ehrwuerdige Vertreter der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis und seytwaendig zu dessen Rechten der Herzog von Rabenfels; zu der lincken Seyte des Koenigs der Herzog von Hohenstaden, weil er eyn gekroenter Fuerst iszet, links aber von diesem, der Marckgraf von Mendreth, auf dem naechsten Platzce von diesem der Hochheylige Vertreter des Allweyligen Concils von Lynsbrunn und zur Lincken desselben seytwaendig der Marckgraf von Tibur. 
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 [3] Iszet es aber der Fall, dasz der Reychstag nicht in eynem unmittelbaren Kronlehen stattfindet oder dasz der Reychstag von eynem Kronvasall eynberufen, so soll der jeweylige Landesherr oder jener der Kronvasallen, welcher den Reychstag einberufen, zur unmittelbaren Lincken des Koenigs sitzen und ihm folgend sodann zur Lincken der Herzog von Hohenstaden und Mendreth. [3] Iszet es aber der Fall, dasz der Reychstag nicht in eynem unmittelbaren Kronlehen stattfindet oder dasz der Reychstag von eynem Kronvasall eynberufen, so soll der jeweylige Landesherr oder jener der Kronvasallen, welcher den Reychstag einberufen, zur unmittelbaren Lincken des Koenigs sitzen und ihm folgend sodann zur Lincken der Herzog von Hohenstaden und Mendreth.
  
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 [1] Wir bestimmen, der Tugend der Disciplin gefaellig, wie sie uns von Acrulon dem Hoechsten gegeben, dasz jedesmal bey der Abhaltung eines feyerlichen Reychstags die Kronvasallen nach der wie vorgehend vorgeschriebenen Ordnung und Weyse ihre Plaetze an der Krontafel auf der rechten und linken Seyte unabaenderlich behalten sollen, und es darf ihnen oder einem von ihnen bei Handlungen, die sich auf den Reychstag beziehen, beym Gehen, Sitzen oder Stehen keyn anderer Fuerst, Marckgraf, Graf, Freiherr, Ritter oder Nobler, welch Stand, Wuerde, Hoheyt oder Bluthrange er auch haben moege, vorgezogen werden. Wer es aber waget, den Sitz eynes Kronvasallen ungebuehrlich in Beschlag zu nehmen, der soll streng bestrafet werden, auf dasz eyn jeder wisze, dasz ueber die Disciplin mit strenger Hand gewacht werde. Iszet der Miszethaeter nicht von adligem Stande, noch der Ecclesia oder der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis zugehoerig, dann soll er namentlich ausgepeitscht werden mit Rute, Stock oder Peitsche, so oft wie es demjenigen Kronvasall, dessen Privileg beeintraechtigt worden, gebuehrlich erscheynet. Und kommt der Miszethaeter hierbey zu Schaden oder gar zu Tode, so sollt dies dem Kronvasallen nicht zum Nachteyle gereychen, sondern allen eyne Warnung seyn, welche gleyche Narretey im Sinn haben moegen. [1] Wir bestimmen, der Tugend der Disciplin gefaellig, wie sie uns von Acrulon dem Hoechsten gegeben, dasz jedesmal bey der Abhaltung eines feyerlichen Reychstags die Kronvasallen nach der wie vorgehend vorgeschriebenen Ordnung und Weyse ihre Plaetze an der Krontafel auf der rechten und linken Seyte unabaenderlich behalten sollen, und es darf ihnen oder einem von ihnen bei Handlungen, die sich auf den Reychstag beziehen, beym Gehen, Sitzen oder Stehen keyn anderer Fuerst, Marckgraf, Graf, Freiherr, Ritter oder Nobler, welch Stand, Wuerde, Hoheyt oder Bluthrange er auch haben moege, vorgezogen werden. Wer es aber waget, den Sitz eynes Kronvasallen ungebuehrlich in Beschlag zu nehmen, der soll streng bestrafet werden, auf dasz eyn jeder wisze, dasz ueber die Disciplin mit strenger Hand gewacht werde. Iszet der Miszethaeter nicht von adligem Stande, noch der Ecclesia oder der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis zugehoerig, dann soll er namentlich ausgepeitscht werden mit Rute, Stock oder Peitsche, so oft wie es demjenigen Kronvasall, dessen Privileg beeintraechtigt worden, gebuehrlich erscheynet. Und kommt der Miszethaeter hierbey zu Schaden oder gar zu Tode, so sollt dies dem Kronvasallen nicht zum Nachteyle gereychen, sondern allen eyne Warnung seyn, welche gleyche Narretey im Sinn haben moegen.
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 [2] Fuerderhin sey ausdruecklich festgestellet, dasz namentlich der Fuerstcantzler der Krone bey der feyerlichen Begehung solcher Reychstage an allen und jeden Orthen und bey den vorgenannten Handlungen vor jedem anderen stets den Vorrang haben soll, mit welchem besonderen Vorrecht seiner Wuerde jener auch glaenzen moege und aus welchem besonderen Anlasz oder Grund er gekommen oder anwesend sey. [2] Fuerderhin sey ausdruecklich festgestellet, dasz namentlich der Fuerstcantzler der Krone bey der feyerlichen Begehung solcher Reychstage an allen und jeden Orthen und bey den vorgenannten Handlungen vor jedem anderen stets den Vorrang haben soll, mit welchem besonderen Vorrecht seiner Wuerde jener auch glaenzen moege und aus welchem besonderen Anlasz oder Grund er gekommen oder anwesend sey.
  
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 [1] Oben zu Beginn unserer vorliegenden Verordnungen haben wir Vorschriften erlaszen ueber die Sitzordnung der geystlichen und weltlichen Kronvasallen beym Rate, bey der Festtafel und bey anderen Gelegenheyten, wenn ein Reychstag begangen wird oder die Kronvasallen mit dem Koenig zusammenkommen. Weil in frueheren Zeyten mehrfach Streitigkeyten darueber gewesen seyn sollen, halten wir es fuer nuetzetlich, auch die Ordnung beym Einzug in den Rathssaal, bey Prozessionen und feyerlichen Umzuegen festzulegen. Wir bestimmen daher durch dieses ewige koenigliche Gesetz: Sooft bey einer Zusammenkunft des Koenigs mit den Kronvasallen dem Herrscher die Insignien vorangetragen werden, soll der Hohe Vertreter der Ecclesia, der Filius Primus gerade vor ihm schreiten, und es duerfen zwischen ihnen nur die Traeger der koeniglichen Insignien gehen wie folgt: zuersten das Reychssiegel, hernach das Reychsszepter, der Reychsapfel, der Kronkelch und zum Ende das Reychsschwert. Kommt der Koenig aber ohne Insignien, soll der Hohe Vertreter der Ecclesia ihm auf die gleyche Weyse vorangehen, so dasz sich niemand zwischen ihnen aufhaelt. [1] Oben zu Beginn unserer vorliegenden Verordnungen haben wir Vorschriften erlaszen ueber die Sitzordnung der geystlichen und weltlichen Kronvasallen beym Rate, bey der Festtafel und bey anderen Gelegenheyten, wenn ein Reychstag begangen wird oder die Kronvasallen mit dem Koenig zusammenkommen. Weil in frueheren Zeyten mehrfach Streitigkeyten darueber gewesen seyn sollen, halten wir es fuer nuetzetlich, auch die Ordnung beym Einzug in den Rathssaal, bey Prozessionen und feyerlichen Umzuegen festzulegen. Wir bestimmen daher durch dieses ewige koenigliche Gesetz: Sooft bey einer Zusammenkunft des Koenigs mit den Kronvasallen dem Herrscher die Insignien vorangetragen werden, soll der Hohe Vertreter der Ecclesia, der Filius Primus gerade vor ihm schreiten, und es duerfen zwischen ihnen nur die Traeger der koeniglichen Insignien gehen wie folgt: zuersten das Reychssiegel, hernach das Reychsszepter, der Reychsapfel, der Kronkelch und zum Ende das Reychsschwert. Kommt der Koenig aber ohne Insignien, soll der Hohe Vertreter der Ecclesia ihm auf die gleyche Weyse vorangehen, so dasz sich niemand zwischen ihnen aufhaelt.
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 [2] Um die Rangordnung der Kronvasallen bey einem feyerlichen Aufzug des Koenigs zu ergaenzen, verfuegen wir: Wenn anlaeszlich eines Reychstagss die Kronvasallen mit dem Herrscher bey irgendwelchen Gelegenheyten oder Feyern in einem wuerdigen Umzug einherschreyten und die koeniglichen Insignien mitgefuehret werden, dann hat zu tragen: der Ehrwuerdige Filius Primus den koeniglichen Almosenbeutel als Zeychen und Wuerde der Demuth und Barmherzigkeyt der Krone und in seyner Eigenschaft als koeniglicher Seneschall, der Ehrwuerdige Senator Maximus et Superior der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis den Kronkelch, das Ampt des koeniglichen Mundtschencks ausuebend, der Herzog von Belartha das Kronsiegel, das Ampt des Reychssiegelbewahrers ausuebend, der Herzog von Hohenstaden das Reychsszepter, das Ampt des Hohen Reychsrichters ausuebend, der Herzog von Mendreth den Reychsapfel, das Ampt des koeniglichen Kaemmerers ausuebend und der Marckgraf von Tibur das Reychsschwert, das Ampt des koeniglichen Marschalls ausuebend.  [2] Um die Rangordnung der Kronvasallen bey einem feyerlichen Aufzug des Koenigs zu ergaenzen, verfuegen wir: Wenn anlaeszlich eines Reychstagss die Kronvasallen mit dem Herrscher bey irgendwelchen Gelegenheyten oder Feyern in einem wuerdigen Umzug einherschreyten und die koeniglichen Insignien mitgefuehret werden, dann hat zu tragen: der Ehrwuerdige Filius Primus den koeniglichen Almosenbeutel als Zeychen und Wuerde der Demuth und Barmherzigkeyt der Krone und in seyner Eigenschaft als koeniglicher Seneschall, der Ehrwuerdige Senator Maximus et Superior der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis den Kronkelch, das Ampt des koeniglichen Mundtschencks ausuebend, der Herzog von Belartha das Kronsiegel, das Ampt des Reychssiegelbewahrers ausuebend, der Herzog von Hohenstaden das Reychsszepter, das Ampt des Hohen Reychsrichters ausuebend, der Herzog von Mendreth den Reychsapfel, das Ampt des koeniglichen Kaemmerers ausuebend und der Marckgraf von Tibur das Reychsschwert, das Ampt des koeniglichen Marschalls ausuebend. 
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 [3] Ferner wird bei einem feyerlichen Reychstag der jeweylige Fuerstcantzler das Wasser zum Waschen der Haende des Koenigs reychen. [3] Ferner wird bei einem feyerlichen Reychstag der jeweylige Fuerstcantzler das Wasser zum Waschen der Haende des Koenigs reychen.
  
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 [1] Unter den unzaehligen und unser Herz taeglich beschwerenden Sorgen um die Wohlfahrt des Reyches, das wir nach der Ewgen Willen gluecklich regieren, richten sich unsere Ueberlegungen besonders darauf, wie die stets erwuenschte und heylsame Einigkeyt zwischen Krone und Kronvasallen und unter den Kronvasallen des Reyches untereynander staendig bluehen moege und ihre Herzen in echter Liebe und Eyntracht erhalten bleyben koennten. Denn durch ihre Vorsorge kann dem schwankenden Erdkreys desto schneller und leychter geholfen werden, je weniger sich unter ihnen der Zweyfel breitmacht und je reyner die Wertschaetzung bewahrt wird, indem man das Unverstaendliche erlaeutert und das Recht jedes einzelnen eindeutig darleget. Es iszet nun einmal weyt und breyt bekannt und stehet gewissermaszen auf dem ganzen Erdkreis fest, dasz die Hoheyten, der Herzog von Limest, der Herzog von Belartha, der Groszherzog von Hohenstaden, der Herzog von Rabenfels, der Markgraf von Mendreth und der Markgraf von Tibur - durch Herzogtuemer und Markgrafschaften - bey Wahlen und Abstimmungen im Reychstage mit den anderen geystlichen Kronvasallen der Ecclesia und der wiszenden Vertreter der Academia Clavis Mundi, ihren Mitwaehlern, Recht, Stimme und Sitz haben und mit ihnen gemeynsam die wahren und rechtmaeszigen Kronvasallen des Reyches darstellen und als solche betrachtet werden. Damit unter den Soehnen und Toechtern dieser weltlichen Kronvasallen wegen des Rechts, der Stimme und des Ranges kein Anlasz zu Aergerniszen und Streitigkeyten mehr aufkommen kann, die das Wohl der Allgemeinheyt durch hinderliche Verzoegerungen gefaehrden koennten, wollen wir kuenftigen Gefahren mit Myrns Hilfe heylsam vorbeugen. Und da wir gewahr sind, dasz durch die Jahrhunderte von den Ahnherren und Vatersvaetern her, sich verschiedentliche Sitte gebildet hat, wie die Erbfolge zu regeln sey, so wollen wir keynem der solchen Rechte, als da sind das Ius Sanguis, wie es vornehmlich in Belartha und ueber eynige Jahrhunderte in Limest Brauch war, daher auch das ‚Belarthische Erbe’ genannt, oder die Lex Patrimonium, auch Tiburisches Erbrecht oder Hohenstadener Sitte, den Vorzug geben. [1] Unter den unzaehligen und unser Herz taeglich beschwerenden Sorgen um die Wohlfahrt des Reyches, das wir nach der Ewgen Willen gluecklich regieren, richten sich unsere Ueberlegungen besonders darauf, wie die stets erwuenschte und heylsame Einigkeyt zwischen Krone und Kronvasallen und unter den Kronvasallen des Reyches untereynander staendig bluehen moege und ihre Herzen in echter Liebe und Eyntracht erhalten bleyben koennten. Denn durch ihre Vorsorge kann dem schwankenden Erdkreys desto schneller und leychter geholfen werden, je weniger sich unter ihnen der Zweyfel breitmacht und je reyner die Wertschaetzung bewahrt wird, indem man das Unverstaendliche erlaeutert und das Recht jedes einzelnen eindeutig darleget. Es iszet nun einmal weyt und breyt bekannt und stehet gewissermaszen auf dem ganzen Erdkreis fest, dasz die Hoheyten, der Herzog von Limest, der Herzog von Belartha, der Groszherzog von Hohenstaden, der Herzog von Rabenfels, der Markgraf von Mendreth und der Markgraf von Tibur - durch Herzogtuemer und Markgrafschaften - bey Wahlen und Abstimmungen im Reychstage mit den anderen geystlichen Kronvasallen der Ecclesia und der wiszenden Vertreter der Academia Clavis Mundi, ihren Mitwaehlern, Recht, Stimme und Sitz haben und mit ihnen gemeynsam die wahren und rechtmaeszigen Kronvasallen des Reyches darstellen und als solche betrachtet werden. Damit unter den Soehnen und Toechtern dieser weltlichen Kronvasallen wegen des Rechts, der Stimme und des Ranges kein Anlasz zu Aergerniszen und Streitigkeyten mehr aufkommen kann, die das Wohl der Allgemeinheyt durch hinderliche Verzoegerungen gefaehrden koennten, wollen wir kuenftigen Gefahren mit Myrns Hilfe heylsam vorbeugen. Und da wir gewahr sind, dasz durch die Jahrhunderte von den Ahnherren und Vatersvaetern her, sich verschiedentliche Sitte gebildet hat, wie die Erbfolge zu regeln sey, so wollen wir keynem der solchen Rechte, als da sind das Ius Sanguis, wie es vornehmlich in Belartha und ueber eynige Jahrhunderte in Limest Brauch war, daher auch das ‚Belarthische Erbe’ genannt, oder die Lex Patrimonium, auch Tiburisches Erbrecht oder Hohenstadener Sitte, den Vorzug geben.
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 [2] Daher verfuegen wir also, dasz eynjeder der Kronvasallen kraft der ihm uebertragenen Wuerden in freyem Gewiszen und ohne Noth selbst bestimmen soll, ob sich der Gang der Erbfolge nach dem Ius Sanguis, dem Bluthrechte oder der Lex Patrimonium, dem Mannfall, richten soll. Und iszet da nicht festgelegt, nach welchem Rechte sich der Erbgange regle, so sey dies dahin zu verstehen, dasz der jeweyls betroffene Kronvasall, seine Entscheydung dahin getroffen, dasz das Recht, welches bis dato in Craft gesetztet, auch fuerderhin soll Geltung beanspruchen. Kommt es aber in Betreff der Krone und Thronerbschaft zum Streyte, welcher Anspruch der rechtmaeszige iszet, so soll hierob entschieden werden, wie in der feyerlichen Ordnung ueber das Thronerbe festgelegt. [2] Daher verfuegen wir also, dasz eynjeder der Kronvasallen kraft der ihm uebertragenen Wuerden in freyem Gewiszen und ohne Noth selbst bestimmen soll, ob sich der Gang der Erbfolge nach dem Ius Sanguis, dem Bluthrechte oder der Lex Patrimonium, dem Mannfall, richten soll. Und iszet da nicht festgelegt, nach welchem Rechte sich der Erbgange regle, so sey dies dahin zu verstehen, dasz der jeweyls betroffene Kronvasall, seine Entscheydung dahin getroffen, dasz das Recht, welches bis dato in Craft gesetztet, auch fuerderhin soll Geltung beanspruchen. Kommt es aber in Betreff der Krone und Thronerbschaft zum Streyte, welcher Anspruch der rechtmaeszige iszet, so soll hierob entschieden werden, wie in der feyerlichen Ordnung ueber das Thronerbe festgelegt.
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 [3] Vom Ius Sanguis: Kraft koeniglicher Gewalt verfuegen wir und setzen durch das vorliegende und fuer ewige Zeyten geltende Gesetz fest, dasz wenn das Ius Sanguis zur Anwendung gelange, nach dem Tode der weltlichen Kronvasallen oder eines von ihnen die Berechtigung, Stimme und Macht im Reychstage auf seynen erstgeborenen rechtmaeszigen Nachkommen weltlichen Standes – gleych welchen Geschlechtes – frey und ohne irgendeinen Widerspruch uebergehen musz. Sollte dieser Nachkomme nicht mehr am Leben sein, dann auf den erstgeborenen und ebenfalls weltlichen Nachkommen jenes erstgeborenen Nachkommen. Falls aber dieser Erstgeborene ohne rechtmaeszige und weltliche Erben stirbt, dann sollen gemaesz dieses koeniglichen Gesetzes die vorgenannte Berechtigung, Stimme und Macht uebergehen auf das naechste aelteste weltlichen Geschwister, das aus echter Linie abstammt, und weyterhin auf dessen erstgeborenen Nachkommen weltlichen Standes. Und die Nachfolge der Fuersten durch ihre Erstgeborenen und Erben in Recht, Stimme und Macht soll fuer ewige Zeyten beachtet werden, jedoch unter dieser Bedingung und Vorschrift: Wenn ein Kronvasall und sein erstgeborener oder aelterer weltlicher Nachkomme sterben und  rechtmaeszige und weltliche Erben hinterlaszen, die jedoch noch minderjaehrig sind, dann soll das naechste, aelteste Geschwister dieses verstorbenen Erstgeborenen ihr Vormund und Reychsverweser sein, bis der aeltere der noch minderjaehrigen Nachkommen die Volljaehrigkeit erreycht hat. Als diese soll bey einem Kronvasallen nach unserem Wunsche und Willen siebzehn vollendete Lebensjahre seyn und gelten. Sobald er oder sie dies Alter erreichet hat, musz der Vormund Recht, Stimme und Macht sowie alles Zubehoer zusammen mit dem Erzamt sogleych und vollstaendig uebertragen.  [3] Vom Ius Sanguis: Kraft koeniglicher Gewalt verfuegen wir und setzen durch das vorliegende und fuer ewige Zeyten geltende Gesetz fest, dasz wenn das Ius Sanguis zur Anwendung gelange, nach dem Tode der weltlichen Kronvasallen oder eines von ihnen die Berechtigung, Stimme und Macht im Reychstage auf seynen erstgeborenen rechtmaeszigen Nachkommen weltlichen Standes – gleych welchen Geschlechtes – frey und ohne irgendeinen Widerspruch uebergehen musz. Sollte dieser Nachkomme nicht mehr am Leben sein, dann auf den erstgeborenen und ebenfalls weltlichen Nachkommen jenes erstgeborenen Nachkommen. Falls aber dieser Erstgeborene ohne rechtmaeszige und weltliche Erben stirbt, dann sollen gemaesz dieses koeniglichen Gesetzes die vorgenannte Berechtigung, Stimme und Macht uebergehen auf das naechste aelteste weltlichen Geschwister, das aus echter Linie abstammt, und weyterhin auf dessen erstgeborenen Nachkommen weltlichen Standes. Und die Nachfolge der Fuersten durch ihre Erstgeborenen und Erben in Recht, Stimme und Macht soll fuer ewige Zeyten beachtet werden, jedoch unter dieser Bedingung und Vorschrift: Wenn ein Kronvasall und sein erstgeborener oder aelterer weltlicher Nachkomme sterben und  rechtmaeszige und weltliche Erben hinterlaszen, die jedoch noch minderjaehrig sind, dann soll das naechste, aelteste Geschwister dieses verstorbenen Erstgeborenen ihr Vormund und Reychsverweser sein, bis der aeltere der noch minderjaehrigen Nachkommen die Volljaehrigkeit erreycht hat. Als diese soll bey einem Kronvasallen nach unserem Wunsche und Willen siebzehn vollendete Lebensjahre seyn und gelten. Sobald er oder sie dies Alter erreichet hat, musz der Vormund Recht, Stimme und Macht sowie alles Zubehoer zusammen mit dem Erzamt sogleych und vollstaendig uebertragen. 
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 [4] Vom Lex Patrimonium: Ebenso, wie zuvor geschehen und kraft koeniglicher Gewalt verfuegen wir und setzen durch das vorliegende und fuer ewige Zeyten geltende Gesetz fest, dasz wenn die Lex Patrimonium zur Anwendung gelange, nach dem Tode der weltlichen Kronvasallen oder eines von ihnen die Berechtigung, Stimme und Macht im Reychstage auf seynen erstgeborenen rechtmaeszigen Sohn weltlichen Standes frey und ohne irgendeinen Widerspruch uebergehen musz. Sollte dieser nicht mehr am Leben sein, dann auf den erstgeborenen und ebenfalls weltlichen Sohn jenes Erstgeborenen. Falls aber dieser Erstgeborene ohne maennliche, rechtmaeszige und weltliche Erben stirbt, dann sollen gemaesz dieses koeniglichen Gesetzes die vorgenannte Berechtigung, Stimme und Macht uebergehen auf den naechsten weltlichen Bruder, der aus echter vaeterlicher Linie abstammt, und weyterhin auf dessen Erstgeborenen weltlichen Standes. Und die Nachfolge der Fuersten durch ihre Erstgeborenen und Erben in Recht, Stimme und Macht soll fuer ewige Zeyten beachtet werden, jedoch unter dieser Bedingung und Vorschrift: Wenn ein Kronvasall und sein Erstgeborener oder aelterer weltlicher Sohn sterben und maennliche, rechtmaeszige und weltliche Erben hinterlaszen, die jedoch noch minderjaehrig sind, dann soll der naechste Bruder dieses verstorbenen Erstgeborenen ihr Vormund und Reychsverweser sein, bis der aeltere der noch Minderjaehrigen die Volljaehrigkeit erreycht hat. Als diese soll bey einem Kronvasallen nach unserem Wunsche und Willen siebzehn vollendete Lebensjahre seyn und gelten. Sobald er sie erreichet hat, musz der Vormund ihm Recht, Stimme und Macht sowie alles Zubehoer zusammen mit dem Erzamt sogleych und vollstaendig uebertragen.  [4] Vom Lex Patrimonium: Ebenso, wie zuvor geschehen und kraft koeniglicher Gewalt verfuegen wir und setzen durch das vorliegende und fuer ewige Zeyten geltende Gesetz fest, dasz wenn die Lex Patrimonium zur Anwendung gelange, nach dem Tode der weltlichen Kronvasallen oder eines von ihnen die Berechtigung, Stimme und Macht im Reychstage auf seynen erstgeborenen rechtmaeszigen Sohn weltlichen Standes frey und ohne irgendeinen Widerspruch uebergehen musz. Sollte dieser nicht mehr am Leben sein, dann auf den erstgeborenen und ebenfalls weltlichen Sohn jenes Erstgeborenen. Falls aber dieser Erstgeborene ohne maennliche, rechtmaeszige und weltliche Erben stirbt, dann sollen gemaesz dieses koeniglichen Gesetzes die vorgenannte Berechtigung, Stimme und Macht uebergehen auf den naechsten weltlichen Bruder, der aus echter vaeterlicher Linie abstammt, und weyterhin auf dessen Erstgeborenen weltlichen Standes. Und die Nachfolge der Fuersten durch ihre Erstgeborenen und Erben in Recht, Stimme und Macht soll fuer ewige Zeyten beachtet werden, jedoch unter dieser Bedingung und Vorschrift: Wenn ein Kronvasall und sein Erstgeborener oder aelterer weltlicher Sohn sterben und maennliche, rechtmaeszige und weltliche Erben hinterlaszen, die jedoch noch minderjaehrig sind, dann soll der naechste Bruder dieses verstorbenen Erstgeborenen ihr Vormund und Reychsverweser sein, bis der aeltere der noch Minderjaehrigen die Volljaehrigkeit erreycht hat. Als diese soll bey einem Kronvasallen nach unserem Wunsche und Willen siebzehn vollendete Lebensjahre seyn und gelten. Sobald er sie erreichet hat, musz der Vormund ihm Recht, Stimme und Macht sowie alles Zubehoer zusammen mit dem Erzamt sogleych und vollstaendig uebertragen. 
-[2] Wenn eines dieser Kronvasallentuemer ledig wird und dem Reyche und der Krone wieder zufaellt, musz der jeweilige Koenig Vorsorge treffen und kann es wieder verleyhen wie ein Besitzthum, das ihm und dem Reyche rechtmaeszig anheymgefallen iszet. Dabey sind stets die Privilegien, Rechte und Gewohnheyten unseres Koenigreyches zu beachten. + 
 +[5] Wenn eines dieser Kronvasallentuemer ledig wird und dem Reyche und der Krone wieder zufaellt, musz der jeweilige Koenig Vorsorge treffen und kann es wieder verleyhen wie ein Besitzthum, das ihm und dem Reyche rechtmaeszig anheymgefallen iszet. Dabey sind stets die Privilegien, Rechte und Gewohnheyten unseres Koenigreyches zu beachten. 
  
  
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 [1] Item, nach dem Eynzug fuehre die Krone oder der Reychsverweser zur Eroeffnung das Worth und begruesze die Noblen und Edlen, die Weysen und Frommen im Rathssaale, also dort wo Worth gefuehrt und Stimme gegeben werde und wo sich die Delegationen zusammenfinden sollen. Er schliesze seyne Begrueszung mit den Worthen: ‚Hierob sey der Reychstag eroeffnet!’ Seyn Herold fuehre einen Fuenfschlag mit dem Stabe. [1] Item, nach dem Eynzug fuehre die Krone oder der Reychsverweser zur Eroeffnung das Worth und begruesze die Noblen und Edlen, die Weysen und Frommen im Rathssaale, also dort wo Worth gefuehrt und Stimme gegeben werde und wo sich die Delegationen zusammenfinden sollen. Er schliesze seyne Begrueszung mit den Worthen: ‚Hierob sey der Reychstag eroeffnet!’ Seyn Herold fuehre einen Fuenfschlag mit dem Stabe.
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 [2] Hernach werde nacheynander das Wappenschild oder Banner eynes jeden Noblen, Weysen oder Frommen in den Rathssaal getragen und eyn Herold eroeffne den Anwesenden den Namen, das Wappen und soweyt vorhanden, den Wahlspruch des jeweyligen. Dieser erhebe sich und beeyde und schwoere, wie hernachfolgend beschrieben. Sodann erklaere er, ob er begehret, Worth und Stimme oder nur das Worth oder nur die Stimme zu erheben im Reychstage und wenn er verlanget, seyne Stimme zu gewichten, so soll er auch erklaeren, wieviele Stimmen er glaubet innezuhaben gemaesz dem Index, welcher diese Constitutio beygefueget. Er schliesze seyn Begehren mit den Worthen: Schwert ruhe, Recht geschehe! [2] Hernach werde nacheynander das Wappenschild oder Banner eynes jeden Noblen, Weysen oder Frommen in den Rathssaal getragen und eyn Herold eroeffne den Anwesenden den Namen, das Wappen und soweyt vorhanden, den Wahlspruch des jeweyligen. Dieser erhebe sich und beeyde und schwoere, wie hernachfolgend beschrieben. Sodann erklaere er, ob er begehret, Worth und Stimme oder nur das Worth oder nur die Stimme zu erheben im Reychstage und wenn er verlanget, seyne Stimme zu gewichten, so soll er auch erklaeren, wieviele Stimmen er glaubet innezuhaben gemaesz dem Index, welcher diese Constitutio beygefueget. Er schliesze seyn Begehren mit den Worthen: Schwert ruhe, Recht geschehe!
 So er gesprochen, soll der Reychsverweser oder deren Herold in die Runde der Noblen blicken und erfragen, ob da eyner iszet der Eynspruch erhebet gegen die oder Zweyfel heget an der Berechtigung und dem Begehren. Iszet da keyn Einspruch gegeben, so soll der Reychsverweser nach freyem und rechten Gewiszen entscheyden, ob und wie er dem Begehren stattgebet und lautthun, wie er die Stimme desjenigen gewichte. Doch schuldet der Reychsverweser der Krone Rechenschaft ueber seyn Urtheyl und so eyn Reychsverweser seyn Amt miszfuehret oder ausnutzet, zum Schaden eynes anderen oder wider diese Constitutio, so soll er mit der Reychsacht belegt werden koennen. Ad finitum, beschliesze der Herold das Urtheyl des Reychsverwesers durch Dreyschlag seynes Stabes und lasze das Wappen oder Banner desjenigen im Rathssaale anbringen. So er gesprochen, soll der Reychsverweser oder deren Herold in die Runde der Noblen blicken und erfragen, ob da eyner iszet der Eynspruch erhebet gegen die oder Zweyfel heget an der Berechtigung und dem Begehren. Iszet da keyn Einspruch gegeben, so soll der Reychsverweser nach freyem und rechten Gewiszen entscheyden, ob und wie er dem Begehren stattgebet und lautthun, wie er die Stimme desjenigen gewichte. Doch schuldet der Reychsverweser der Krone Rechenschaft ueber seyn Urtheyl und so eyn Reychsverweser seyn Amt miszfuehret oder ausnutzet, zum Schaden eynes anderen oder wider diese Constitutio, so soll er mit der Reychsacht belegt werden koennen. Ad finitum, beschliesze der Herold das Urtheyl des Reychsverwesers durch Dreyschlag seynes Stabes und lasze das Wappen oder Banner desjenigen im Rathssaale anbringen.
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 [3] Sind da aber eyner oder mehrere, die Einspruch erheben oder Zweyfel hegen an der Berechtigung eynes anderen, so sollen sie vortragen, was sie hiertzu zu berichten und der Reychsverweser soll sie und den anderen anhoeren. Wer Einspruch erheben will, der erhebe sich in der Runde und spreche: Ich zweyfle an! oder in der Sprache der Gelehrten: Ego addubito! Der Reychsverweser mag eynen Dritten als Zeugen oder Leumund hoeren, wenn es ihm schicklich erscheynet. Einspruch und Widerrede seyen vom Schreyber zu Protocoll zu nehmen. So der Reychsverweser sodann beyde Seyten gehoeret, entscheyde er nach freyem und billigem Gewiszen, wie er gedenket zu verfahren in dieser Sache. Seyn Urtheyl soll er faellen und dabey beruecksichtigen, welchen Bluthranges der Antragende und der Einspruchfuehrende sind und was vorgetragen wurde in Schwere und Gewicht. Ferner soll er des Ansehens beyder und die Folgen seynes Urtheyls wohl bedencken. So schuldet der Reychsverweser der Krone Rechenschaft ueber seyn Urtheyl und so eyn Reychsverweser seyn Amt miszfuehret oder ausnutzet, zum Schaden eynes anderen oder wider diese Constitutio, so soll er mit der Reychsacht belegt werden koennen. Ad finitum, beschliesze der Herold das Urtheyl des Reychsverwesers durch Fuenfschlag seynes Stabes. [3] Sind da aber eyner oder mehrere, die Einspruch erheben oder Zweyfel hegen an der Berechtigung eynes anderen, so sollen sie vortragen, was sie hiertzu zu berichten und der Reychsverweser soll sie und den anderen anhoeren. Wer Einspruch erheben will, der erhebe sich in der Runde und spreche: Ich zweyfle an! oder in der Sprache der Gelehrten: Ego addubito! Der Reychsverweser mag eynen Dritten als Zeugen oder Leumund hoeren, wenn es ihm schicklich erscheynet. Einspruch und Widerrede seyen vom Schreyber zu Protocoll zu nehmen. So der Reychsverweser sodann beyde Seyten gehoeret, entscheyde er nach freyem und billigem Gewiszen, wie er gedenket zu verfahren in dieser Sache. Seyn Urtheyl soll er faellen und dabey beruecksichtigen, welchen Bluthranges der Antragende und der Einspruchfuehrende sind und was vorgetragen wurde in Schwere und Gewicht. Ferner soll er des Ansehens beyder und die Folgen seynes Urtheyls wohl bedencken. So schuldet der Reychsverweser der Krone Rechenschaft ueber seyn Urtheyl und so eyn Reychsverweser seyn Amt miszfuehret oder ausnutzet, zum Schaden eynes anderen oder wider diese Constitutio, so soll er mit der Reychsacht belegt werden koennen. Ad finitum, beschliesze der Herold das Urtheyl des Reychsverwesers durch Fuenfschlag seynes Stabes.
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 [4] Item, sodann alle Particpanden wie vorstehend verfahren, so beschliesze der Reychsverweser das Cerominiell mit dem Ausruf: Iter sit! Oder So sey es! Vivat Rex! Oder Vivat Regina! und die Participanden antworthen ihm feyerlich mit eynem simplen Vivat! Der Herold fuehre sodann eynen Siebenschlag. [4] Item, sodann alle Particpanden wie vorstehend verfahren, so beschliesze der Reychsverweser das Cerominiell mit dem Ausruf: Iter sit! Oder So sey es! Vivat Rex! Oder Vivat Regina! und die Participanden antworthen ihm feyerlich mit eynem simplen Vivat! Der Herold fuehre sodann eynen Siebenschlag.
  
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 [1] Zu Beginn des Reychstags und nachdem das oben beschriebene foerderliche und feyerliche Ceremoniell geendet, eroeffne der Herold der Krone, der Reychsverweser oder seyn Herold  den anwesenden Staenden die Angelegenheyten mit denen der Reychstag angegangen werden soll. Zu Beginn sollen die Verlautbarungen, Ankuendigungen, Anhoerungen und Berichte gehoert und besprochen werden, zu denen keyne Abstimmung der staendischen Versammlung erforderlich iszet. Hernach folgen im Belieben der Krone oder des Reychsverwesers die Angelegenheyten, ueber die der Reychstag befinden soll. Zum Schlusz aber stehet jedem Kronvasall das Recht zu, weytere noch ungehoerte und unbesprochene wie auch unabgestimmte Angelenheyten vor den Reychstag zu bringen. Eyn Kronvasall soll dieses ‚Ius res novum’ nicht misznutzen, um Angelegenheyten ueber die auf diesem Reychstage bereyt befunden, erneut zur Abstimmung zu bringen, da keyne Sache zweymal verhandelt und abgestimmt werden soll, da dies ueberflueszig und mueszig und dem Frieden und der Ordnung nicht foerderlich, – ne bis in idem – nicht zweymal in gleycher Sache. Dem Fuerstcantzler des Reyches und dem jeweyligen Reychsverweser aber stehet das gesonderte Privileg zu, vom Reychstage zu verlangen, darueber zu befinden, ob ueber eyne Angelegenheyt erneut das Worth erhoben und Stimme abgegeben werden soll – ‚res reduntantum ad concilium’. In dieser Abstimmung sollen nur die Stimmen der Kronvasallen selbst, auch ohne jene Stimmen, die ihnen von abwesende Lehensleute zufallen, beruecksichtigt werden. Und wenn sich eine Mehrheyt hierob findet, so soll der Reychstag erneut verhandeln und abstimmen, so als ob es die erste Verhandlung und Abstimmung in dieser Angelegenheyt nie gegeben haette. Doch soll nach solcher zweyten Verhandlung und Abstimmung keyne erneute Verhandlung und Abstimmung ueber diese Angelegenheyt von niemandem gefordert werden koennen. [1] Zu Beginn des Reychstags und nachdem das oben beschriebene foerderliche und feyerliche Ceremoniell geendet, eroeffne der Herold der Krone, der Reychsverweser oder seyn Herold  den anwesenden Staenden die Angelegenheyten mit denen der Reychstag angegangen werden soll. Zu Beginn sollen die Verlautbarungen, Ankuendigungen, Anhoerungen und Berichte gehoert und besprochen werden, zu denen keyne Abstimmung der staendischen Versammlung erforderlich iszet. Hernach folgen im Belieben der Krone oder des Reychsverwesers die Angelegenheyten, ueber die der Reychstag befinden soll. Zum Schlusz aber stehet jedem Kronvasall das Recht zu, weytere noch ungehoerte und unbesprochene wie auch unabgestimmte Angelenheyten vor den Reychstag zu bringen. Eyn Kronvasall soll dieses ‚Ius res novum’ nicht misznutzen, um Angelegenheyten ueber die auf diesem Reychstage bereyt befunden, erneut zur Abstimmung zu bringen, da keyne Sache zweymal verhandelt und abgestimmt werden soll, da dies ueberflueszig und mueszig und dem Frieden und der Ordnung nicht foerderlich, – ne bis in idem – nicht zweymal in gleycher Sache. Dem Fuerstcantzler des Reyches und dem jeweyligen Reychsverweser aber stehet das gesonderte Privileg zu, vom Reychstage zu verlangen, darueber zu befinden, ob ueber eyne Angelegenheyt erneut das Worth erhoben und Stimme abgegeben werden soll – ‚res reduntantum ad concilium’. In dieser Abstimmung sollen nur die Stimmen der Kronvasallen selbst, auch ohne jene Stimmen, die ihnen von abwesende Lehensleute zufallen, beruecksichtigt werden. Und wenn sich eine Mehrheyt hierob findet, so soll der Reychstag erneut verhandeln und abstimmen, so als ob es die erste Verhandlung und Abstimmung in dieser Angelegenheyt nie gegeben haette. Doch soll nach solcher zweyten Verhandlung und Abstimmung keyne erneute Verhandlung und Abstimmung ueber diese Angelegenheyt von niemandem gefordert werden koennen.
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 [2] Item, zu jeder Angelegenheyt soll ein jeder Nobler, Frommer und Weyser, gleych welchen Bluthranges, gehoert werden, so er dies wuenschet und er berechtigt, Worth zu fuehren im Reychstage. Zur rechten Zeyt aber, wenn es dem Koenig oder dem Reychsverweser gebuerhlich erscheynt, mag er zur Abstimmung schreyten laszen, indem er ‚Fin ‚erklaeret. Erklaeret dies die Krone, soll umgehend abgestimmt werden, wie hernachfolgend verfuegt. Erklaeret aber der Reychsverweser dies, so moegen drey Kronvasallen, die es fuer foerderlich und nothwendig erachten, dasz ueber eyne Angelegenheyt weyter verhandelt werde, sich erheben und verlangen, dasz weyter Worth gefuehrt werde ueber diese Angelegenheyt. Und der Reychsverweser musz diesem Wunsche zumindest eynmal entsprechen. [2] Item, zu jeder Angelegenheyt soll ein jeder Nobler, Frommer und Weyser, gleych welchen Bluthranges, gehoert werden, so er dies wuenschet und er berechtigt, Worth zu fuehren im Reychstage. Zur rechten Zeyt aber, wenn es dem Koenig oder dem Reychsverweser gebuerhlich erscheynt, mag er zur Abstimmung schreyten laszen, indem er ‚Fin ‚erklaeret. Erklaeret dies die Krone, soll umgehend abgestimmt werden, wie hernachfolgend verfuegt. Erklaeret aber der Reychsverweser dies, so moegen drey Kronvasallen, die es fuer foerderlich und nothwendig erachten, dasz ueber eyne Angelegenheyt weyter verhandelt werde, sich erheben und verlangen, dasz weyter Worth gefuehrt werde ueber diese Angelegenheyt. Und der Reychsverweser musz diesem Wunsche zumindest eynmal entsprechen.
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 [3] Nachdem alle oder diejenigen, die teylnehmen koennen und wollen, ihr Worth zu einer Angelegenheyt erhoben haben und zur Abstimmung geschritten werden soll, wird die Krone oder der Reychsverweser und keyn anderer die Stimmen der Staende in nachstehender Reyhenfolge abfragen: Zuersten der Fuerstcantzler, hernach der Herzog von Belartha, sodann der Herzog von Hohenstaden, sodann der Vertreter des Allweyligen Concils von Lynsbrunn, hiernach der Marckgraf von Mendreth und der Marckgraf von Tibur und der Herzog von Rabenfels, sodann der Vertreter der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis. Und so daher die Kronvasallen abgestimmt haben, so erfragt der koenigliche Herold oder der Herold des Reychsverwesers sodann wie die anderen anwesenden Noblen, Frommen und Weysen, welche Stimme im Reychstage haben, wie sie zu stimmen gedencken in folgender Reyhenfolge: zuersten die Lehensleute des Herzogs von Belartha und hernach deren Gesandte oder Lehensleut, dann die Lehensleute des Herzogs von Hohenstaden und hernach deren Gesandte oder Lehensleut, denen folgend die Lehensleute des Marckgrafen von Mendreth und hernach deren Gesandte oder Lehensleut, nach diesen die Lehensleute des Marckgrafen von Tibur und hernach deren Gesandte oder Lehensleut und schluszendlich die Lehensleute des Herzogs von Rabenfels und hernach deren Gesandte oder Lehensleut. [3] Nachdem alle oder diejenigen, die teylnehmen koennen und wollen, ihr Worth zu einer Angelegenheyt erhoben haben und zur Abstimmung geschritten werden soll, wird die Krone oder der Reychsverweser und keyn anderer die Stimmen der Staende in nachstehender Reyhenfolge abfragen: Zuersten der Fuerstcantzler, hernach der Herzog von Belartha, sodann der Herzog von Hohenstaden, sodann der Vertreter des Allweyligen Concils von Lynsbrunn, hiernach der Marckgraf von Mendreth und der Marckgraf von Tibur und der Herzog von Rabenfels, sodann der Vertreter der Academia Clavis Mundi Grenzbrueckensis. Und so daher die Kronvasallen abgestimmt haben, so erfragt der koenigliche Herold oder der Herold des Reychsverwesers sodann wie die anderen anwesenden Noblen, Frommen und Weysen, welche Stimme im Reychstage haben, wie sie zu stimmen gedencken in folgender Reyhenfolge: zuersten die Lehensleute des Herzogs von Belartha und hernach deren Gesandte oder Lehensleut, dann die Lehensleute des Herzogs von Hohenstaden und hernach deren Gesandte oder Lehensleut, denen folgend die Lehensleute des Marckgrafen von Mendreth und hernach deren Gesandte oder Lehensleut, nach diesen die Lehensleute des Marckgrafen von Tibur und hernach deren Gesandte oder Lehensleut und schluszendlich die Lehensleute des Herzogs von Rabenfels und hernach deren Gesandte oder Lehensleut.
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 [4] Die letzten Stimmen aber stehen der Krone zu oder in ihrer Abwesenheyt dem jeweilige Reychsverweser. Sodann schlaegt der koenigliche Herold oder der Herold des Reychsverwesers dreymal den Stab, um fuer jedermann kundt zu thun, dasz die Abstimmung beschloszen und er verkuendet laut das Ergebnis wie folget: Der Hohe und Ehrwuerdige Reychstag zu [Orthe an dem der Reychstag gehalten wird] zu Ehren der Krone, zur Mehrung des Friedens und zum Schutze des Volckes hat wie folgt entschieden…’ und schlaegt, sobald er geendet nochmals dreymal mit dem Stabe. [4] Die letzten Stimmen aber stehen der Krone zu oder in ihrer Abwesenheyt dem jeweilige Reychsverweser. Sodann schlaegt der koenigliche Herold oder der Herold des Reychsverwesers dreymal den Stab, um fuer jedermann kundt zu thun, dasz die Abstimmung beschloszen und er verkuendet laut das Ergebnis wie folget: Der Hohe und Ehrwuerdige Reychstag zu [Orthe an dem der Reychstag gehalten wird] zu Ehren der Krone, zur Mehrung des Friedens und zum Schutze des Volckes hat wie folgt entschieden…’ und schlaegt, sobald er geendet nochmals dreymal mit dem Stabe.
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 [5] Nachdem alle Noblen, Weysen und Frommen, welche zum Reychstage zugelaszen oder im mindesten ihre Mehrheit an diesem Orth ueber eyne Angelegenheyt abgestimmt oder gewaehlt haben, musz eine solche Abstimmung oder Wahl gehalten und anerkannt werden, als waere sie von ihnen allen einmuetig und ohne Gegenstimme vollzogen worden. Sollte einer der Kronvasallen oder der Gesandten sich verspaeten, ausbleyben oder saeumig seyn, dann soll er, wenn er noch vor dem Abschlusz der Wahl oder Abstimmung eintrifft, zur Abstimmung oder Wahlhandlung in dem Stadium zugelaszen werden, in dem sie sich zum Zeytpunckte seines Eintreffens befindet.  [5] Nachdem alle Noblen, Weysen und Frommen, welche zum Reychstage zugelaszen oder im mindesten ihre Mehrheit an diesem Orth ueber eyne Angelegenheyt abgestimmt oder gewaehlt haben, musz eine solche Abstimmung oder Wahl gehalten und anerkannt werden, als waere sie von ihnen allen einmuetig und ohne Gegenstimme vollzogen worden. Sollte einer der Kronvasallen oder der Gesandten sich verspaeten, ausbleyben oder saeumig seyn, dann soll er, wenn er noch vor dem Abschlusz der Wahl oder Abstimmung eintrifft, zur Abstimmung oder Wahlhandlung in dem Stadium zugelaszen werden, in dem sie sich zum Zeytpunckte seines Eintreffens befindet. 
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 [6] Item, wer sich daher in Tathen, Worthen und Wercken ueber eyne solche Abstimmung oder Wahl hinwegsetzet oder wider ihren Inhalt handelt, gleych auf welche Weyse, der iszet durch die Krone mit der Reychsacht zu belegen und soll aus dem Kreyse der Noblen ausgeschloszen werden und seyn Name und Wappen gelte fuerderhin als ehrlos und er sey seyner Privilegien, Urkunden, Rechte, Freiheyten, Bewilligungen, althen Gewohnheyten und auch Wuerden und allem, was er sonst noch vom Reyche bis zum Tage, da die Reychsacht ueber ihn verhaengt worden, erhalten habe, verlustig. [6] Item, wer sich daher in Tathen, Worthen und Wercken ueber eyne solche Abstimmung oder Wahl hinwegsetzet oder wider ihren Inhalt handelt, gleych auf welche Weyse, der iszet durch die Krone mit der Reychsacht zu belegen und soll aus dem Kreyse der Noblen ausgeschloszen werden und seyn Name und Wappen gelte fuerderhin als ehrlos und er sey seyner Privilegien, Urkunden, Rechte, Freiheyten, Bewilligungen, althen Gewohnheyten und auch Wuerden und allem, was er sonst noch vom Reyche bis zum Tage, da die Reychsacht ueber ihn verhaengt worden, erhalten habe, verlustig.
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 [7] Geschieht es aber, dasz in eyner Abstimmung keyn eynmuetiges Ergebnis gefunden wird und dasz die Haelfte der Stimmen in die eyne Richtung und die andere Haelfte in die andere Richtung entfallen – ‚voces pares’, dann kann eyn jeder Kronvasall verlangen, dasz diese Angelenheyt vertagt werde auf den naechsten Reychstag und so soll es geschehn. Wenn aber niemand der Kronvasallen dies verlanget oder es geschieht, dasz der Fuerstcanzler und der Reychshochrichter oder der Vertreter der Ecclesia bis zur feyerlichen Beschliezung des Reychstags von ihrem gesonderten Privileg ‚in discordia non discedemus’ – in Zwyetracht wollen wir nicht auseynandergehen – Gebrauch machen und dies verlangen, so soll erneut in eyner solchen Angelenheyt abgestimmt werden. Und geschieht es dann, dasz ueber die Angelegenheyt wieder keyne Entscheydung herbeygefuehrt werden kann, wie vordem beschrieben, dann gelte die Angelegenheyt als vertagt. [7] Geschieht es aber, dasz in eyner Abstimmung keyn eynmuetiges Ergebnis gefunden wird und dasz die Haelfte der Stimmen in die eyne Richtung und die andere Haelfte in die andere Richtung entfallen – ‚voces pares’, dann kann eyn jeder Kronvasall verlangen, dasz diese Angelenheyt vertagt werde auf den naechsten Reychstag und so soll es geschehn. Wenn aber niemand der Kronvasallen dies verlanget oder es geschieht, dasz der Fuerstcanzler und der Reychshochrichter oder der Vertreter der Ecclesia bis zur feyerlichen Beschliezung des Reychstags von ihrem gesonderten Privileg ‚in discordia non discedemus’ – in Zwyetracht wollen wir nicht auseynandergehen – Gebrauch machen und dies verlangen, so soll erneut in eyner solchen Angelenheyt abgestimmt werden. Und geschieht es dann, dasz ueber die Angelegenheyt wieder keyne Entscheydung herbeygefuehrt werden kann, wie vordem beschrieben, dann gelte die Angelegenheyt als vertagt.
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 [8] Ueber all das Vorgenannte aber soll Protocoll gefuehrt – unter Auflistung der genauen Stimmen – und dieses hernach besiegelt werden durch alle Kronvasallen und eynjeder, welcher seyne Stimme im Reychstage zu eyner Angelegenheyt abgegeben hat, der soll diese Urkunde unterzeychnen und Abschriften hiervon sollen eynem jeden Kronvasall ausgehaendigt werden, dasz Original aber stehet der Krone zu. [8] Ueber all das Vorgenannte aber soll Protocoll gefuehrt – unter Auflistung der genauen Stimmen – und dieses hernach besiegelt werden durch alle Kronvasallen und eynjeder, welcher seyne Stimme im Reychstage zu eyner Angelegenheyt abgegeben hat, der soll diese Urkunde unterzeychnen und Abschriften hiervon sollen eynem jeden Kronvasall ausgehaendigt werden, dasz Original aber stehet der Krone zu.
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 [9] Und ueber jede Sache, die bey den Verhandlungen anfaellt, sey es Streyt, ungebuehrliches Verhalten oder dergleychen, soll eyn jeder berechtigt seyn zu verlangen, dasz dies zu Protocoll genommen werde auf gesondertem Annex und hierdurch Beweys ermoeglicht werde fuer die Zukunft. [9] Und ueber jede Sache, die bey den Verhandlungen anfaellt, sey es Streyt, ungebuehrliches Verhalten oder dergleychen, soll eyn jeder berechtigt seyn zu verlangen, dasz dies zu Protocoll genommen werde auf gesondertem Annex und hierdurch Beweys ermoeglicht werde fuer die Zukunft.
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 [10] Es iszet fuerderhin so, dasz Wir nicht vergeszen wollen, was in vergangenen Zeyten geschehen und was durch Unsere Ahnherren vortrefflich gegeben und geschenckt ward, in weyser Vorsehung durch der Ewgen guetige Zeychen. Altzo sollen nicht unerwaehnt bleyben, die Vorrechte und Privilegien, die seyt Jahrhunderten und zu Recht und in rechtmaesziger und billiger Arth und Weyse Eingang gefunden haben, im Reychstage. Und daher soll von ihnen nachstehend die Rede seyn, auf dasz die Wohlbedachten sich hierauf berufen koennen sollten, ohne gesondert Zeugnis ablegen zu mueszen durch Urkunde oder in anderer Arth und Weyse. [10] Es iszet fuerderhin so, dasz Wir nicht vergeszen wollen, was in vergangenen Zeyten geschehen und was durch Unsere Ahnherren vortrefflich gegeben und geschenckt ward, in weyser Vorsehung durch der Ewgen guetige Zeychen. Altzo sollen nicht unerwaehnt bleyben, die Vorrechte und Privilegien, die seyt Jahrhunderten und zu Recht und in rechtmaesziger und billiger Arth und Weyse Eingang gefunden haben, im Reychstage. Und daher soll von ihnen nachstehend die Rede seyn, auf dasz die Wohlbedachten sich hierauf berufen koennen sollten, ohne gesondert Zeugnis ablegen zu mueszen durch Urkunde oder in anderer Arth und Weyse.
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 [11] Item, die Ecclesia Grenzbrueckensis, als erste und vornehmste Vertreterin der Ewgen auf Erden, soll darauf achten, dasz nichts beschloszen werde, was wider die ewgengefaellige Ordnung, die Tugenden oder die sonstigen Gebote, welche die Ewgen den Menschen auferlegt, beschloszen, verhandelt oder bestimmt werden soll. Und daher soll sie, wie zu Anbeginn der Zeyt ein ‚iudicatum aeterni’ verlangen koennen, ein Urtheyl durch die Ewgen selbst, erfochten durch Zwyestreyt zwischen zwey ewgefaelligen Kaempen. So soll der Repraesentant der Ecclesia, so es ihm noetig, erforderlich und angemeszen erscheynt und die Angelegenheyt von hoechster Bedeutung fuer das Reych, durch ‚ad aeterni delego’ verlangen, dasz die Sache durch ewgengefaelliges Urtheyl entschieden werde. Undt er soll erfragen, welcher ritterliche, ewgenglaeubige Kaempe sich fuer die eine und welcher sich fuer die andere Sache zur Verfuegung stelle und er soll die Conditiones des Streytes bestimmen, altzo wann und wo der Zwyestreyt ausgetragen werde soll, und darueber wachen, dasz all dies recht und billig zugehe. [11] Item, die Ecclesia Grenzbrueckensis, als erste und vornehmste Vertreterin der Ewgen auf Erden, soll darauf achten, dasz nichts beschloszen werde, was wider die ewgengefaellige Ordnung, die Tugenden oder die sonstigen Gebote, welche die Ewgen den Menschen auferlegt, beschloszen, verhandelt oder bestimmt werden soll. Und daher soll sie, wie zu Anbeginn der Zeyt ein ‚iudicatum aeterni’ verlangen koennen, ein Urtheyl durch die Ewgen selbst, erfochten durch Zwyestreyt zwischen zwey ewgefaelligen Kaempen. So soll der Repraesentant der Ecclesia, so es ihm noetig, erforderlich und angemeszen erscheynt und die Angelegenheyt von hoechster Bedeutung fuer das Reych, durch ‚ad aeterni delego’ verlangen, dasz die Sache durch ewgengefaelliges Urtheyl entschieden werde. Undt er soll erfragen, welcher ritterliche, ewgenglaeubige Kaempe sich fuer die eine und welcher sich fuer die andere Sache zur Verfuegung stelle und er soll die Conditiones des Streytes bestimmen, altzo wann und wo der Zwyestreyt ausgetragen werde soll, und darueber wachen, dasz all dies recht und billig zugehe.
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 [12] Unsere geliebten weltlichen Kronvasallen, als das waeren, der Gorszhertzog von Hohenstaden, Hertzog von Belartha, der Marckgraf von Mendreth und der Marckgraf von Tibur, empfinden allesamt, dasz es in manchen Angelegenheyten von Noethen, dasz hierob besonderes Vertrauen unter ihnen bestehe. Undt in der Sorge, dasz solcherarth Vertrauen nicht bestehe, wenn eyn Beschlusz oder Entscheyd, neben den hohen Bruedern und Schwestern, wie vorgenannt, auch von deren jeweyligen Dienstmaennern, Vasallen und Lehensleut mitgetragen, da soll jeder Kronvasall auf eynem Reychstage einmal das ‚Privilegium duces’ fordern und verlangen koennen, auf dasz die vorgenannten Dienstmaenner, Vasallen und Lehensleut zwar an der Berathung und Verhandlung teylnehmen sollen, jedoch von der Stimmgabe und Waegung ausgeschloszen sindt. [12] Unsere geliebten weltlichen Kronvasallen, als das waeren, der Gorszhertzog von Hohenstaden, Hertzog von Belartha, der Marckgraf von Mendreth und der Marckgraf von Tibur, empfinden allesamt, dasz es in manchen Angelegenheyten von Noethen, dasz hierob besonderes Vertrauen unter ihnen bestehe. Undt in der Sorge, dasz solcherarth Vertrauen nicht bestehe, wenn eyn Beschlusz oder Entscheyd, neben den hohen Bruedern und Schwestern, wie vorgenannt, auch von deren jeweyligen Dienstmaennern, Vasallen und Lehensleut mitgetragen, da soll jeder Kronvasall auf eynem Reychstage einmal das ‚Privilegium duces’ fordern und verlangen koennen, auf dasz die vorgenannten Dienstmaenner, Vasallen und Lehensleut zwar an der Berathung und Verhandlung teylnehmen sollen, jedoch von der Stimmgabe und Waegung ausgeschloszen sindt.
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 [13] Item, es war stets das ehrbare Ansinnen unseres geliebten Reychshochrichters, der Groszhertzoege, Hertzoege und Grafen von Hohenstaden, dasz alles, was verhandelt und abgestimmt werde, dem Rechte und Gesetze, wie es durch die Ewgen den Koenigen und fuerderhin dem Reyche gegeben, entspreche und zu diesem nicht in Widerspruch stehe. Daher mag es seyn, dasz der Reychstag in einer Sache beschlieszet und erst hernach sich herausstellt, dasz die Argumente, die verlesen, gehoert undt gesprochen wurden, in falscher Arth und Weyse abgewogen wurden. Um solcherarth unrichtigen Beschlusz und Entscheydt – entgegen dem ehernen undt rechten Principium des ‚ne bis in idem – nicht zweymal in gleycher Sache’ –nicht in rechtmaesziger Craft erwachsen zu laszen, so soll Unser geliebter Reychshochrichter einmal auf jedem Reychstage das Privileg des ‚dispute nouveaux’ haben, undt altzo verlangen und fordern, dasz eine Verhandlung undt Abstimmung erneut vorgenommen werden muesze. Undt stellt es sich dann altzo heraus, dasz in gleycher Arth und Weyse wie beym ersten Male abgestimmt werde, so soll dem Reychshochrichter hieraus weder Spott, noch Schande, noch Schaden entstehen, sondern es soll ihm gedanckt werden, dasz in solch wichtiger Angelegenheyt, eine nochmalige Becraeftigung undt Bestaetigung des getroffenen Beschluszes erfolgt iszet. [13] Item, es war stets das ehrbare Ansinnen unseres geliebten Reychshochrichters, der Groszhertzoege, Hertzoege und Grafen von Hohenstaden, dasz alles, was verhandelt und abgestimmt werde, dem Rechte und Gesetze, wie es durch die Ewgen den Koenigen und fuerderhin dem Reyche gegeben, entspreche und zu diesem nicht in Widerspruch stehe. Daher mag es seyn, dasz der Reychstag in einer Sache beschlieszet und erst hernach sich herausstellt, dasz die Argumente, die verlesen, gehoert undt gesprochen wurden, in falscher Arth und Weyse abgewogen wurden. Um solcherarth unrichtigen Beschlusz und Entscheydt – entgegen dem ehernen undt rechten Principium des ‚ne bis in idem – nicht zweymal in gleycher Sache’ –nicht in rechtmaesziger Craft erwachsen zu laszen, so soll Unser geliebter Reychshochrichter einmal auf jedem Reychstage das Privileg des ‚dispute nouveaux’ haben, undt altzo verlangen und fordern, dasz eine Verhandlung undt Abstimmung erneut vorgenommen werden muesze. Undt stellt es sich dann altzo heraus, dasz in gleycher Arth und Weyse wie beym ersten Male abgestimmt werde, so soll dem Reychshochrichter hieraus weder Spott, noch Schande, noch Schaden entstehen, sondern es soll ihm gedanckt werden, dasz in solch wichtiger Angelegenheyt, eine nochmalige Becraeftigung undt Bestaetigung des getroffenen Beschluszes erfolgt iszet.
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 [14] Es iszet oftmals dergestalt gewesen, dasz manche Verhandlung, Disputatio oder Abstimmung besonders hitzig und erregt gefuehret wirdt undt mancher Unserer geliebten und befaehigten Rathgeber hierob in Wallung geraten iszet. Darumb wollen Wir, dasz der Hertzog von Belartha hierrueber Acht hat und wachet und bevor solcherarth geschieht, soll es ihm erlaubet seyn, zu jeder Zeyt und zu jedem Zeytpunckt ein kurtzes 'intervallum' zu verlangen, aber nicht oefters als drey Mal an der Zahl, damit der feyerliche Reychstag nicht zu sehr in Vertzug gerathe. [14] Es iszet oftmals dergestalt gewesen, dasz manche Verhandlung, Disputatio oder Abstimmung besonders hitzig und erregt gefuehret wirdt undt mancher Unserer geliebten und befaehigten Rathgeber hierob in Wallung geraten iszet. Darumb wollen Wir, dasz der Hertzog von Belartha hierrueber Acht hat und wachet und bevor solcherarth geschieht, soll es ihm erlaubet seyn, zu jeder Zeyt und zu jedem Zeytpunckt ein kurtzes 'intervallum' zu verlangen, aber nicht oefters als drey Mal an der Zahl, damit der feyerliche Reychstag nicht zu sehr in Vertzug gerathe.
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 [15] Item, sehen Wir undt wollen, dasz es manche Angelegenheiten gibt, welche nicht in oeffentlichem Kreyse unter Gegenwarth all Unserer und Unserer Kronvasallen Dienstmaenner, Lehensleuten und Vasallen eroerterth und entschieden werden, sondern die der besonderen Zwyesprach unter den Kronvasallen beduerfen. Daher soll es den Marckgrafen von Mendreth oder deszen rechtmaeszig bevollmaechtigten Stellvertretern, als Unserem Kaemmerer, der Unser besonderes persoenliches Vertrauen genieszet, obliegen, den Ausschlusz aller anderen Dienstmaenner, Lehensleuten und Vasallen zu verlangen, auf dasz Krone und Kronvasallen eine Angelegenheyt 'ad privatissime' berathschlagen und beschlieszen koennen. Alerdings wollen Wir, dasz solche Berathungen nicht den Unbil und Argwohn Unserer gleychviel geliebten Untertanen erwecken sollen, undt daher verfuegen Wir, dasz solcherart Recht des Kaemmerers wie vormals geschrieben, nur in zwey Angelegenheiten – solum duo – soll gefordert werden koennen. [15] Item, sehen Wir undt wollen, dasz es manche Angelegenheiten gibt, welche nicht in oeffentlichem Kreyse unter Gegenwarth all Unserer und Unserer Kronvasallen Dienstmaenner, Lehensleuten und Vasallen eroerterth und entschieden werden, sondern die der besonderen Zwyesprach unter den Kronvasallen beduerfen. Daher soll es den Marckgrafen von Mendreth oder deszen rechtmaeszig bevollmaechtigten Stellvertretern, als Unserem Kaemmerer, der Unser besonderes persoenliches Vertrauen genieszet, obliegen, den Ausschlusz aller anderen Dienstmaenner, Lehensleuten und Vasallen zu verlangen, auf dasz Krone und Kronvasallen eine Angelegenheyt 'ad privatissime' berathschlagen und beschlieszen koennen. Alerdings wollen Wir, dasz solche Berathungen nicht den Unbil und Argwohn Unserer gleychviel geliebten Untertanen erwecken sollen, undt daher verfuegen Wir, dasz solcherart Recht des Kaemmerers wie vormals geschrieben, nur in zwey Angelegenheiten – solum duo – soll gefordert werden koennen.
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 [16] Seyt vielen Jahrhunderten iszet es, dasz die tiburischen Marckgrafen Uns und Unseren koeniglichen Vaetern und Muettern ihre Treue und Verbundenheyt bewiesen haben undt sie darumb zum Reychsmarschalle bestellet sindt, um ueber Ordnung und Recht zu wachen undt die koeniglichen Interessen zu vertreten. Item geschieht es, dasz die Krone oftmals an einem feyerlichen Reychstage nicht vertreten seyn kann. Dann mag eine Angelegenheit aufkommen, die von solcher Schwere und Bedeutung fuer das Reych, dasz sie nicht durch den Reychstag entschieden werden kann und soll und darf. Hierob soll der Reychsmarschall mit wachsamen Auge achten undt so es ihm so erscheynt, dasz sich der Reychstage mit einer Angelegenheit zu beschaefigen anschicket, wie vorstehend geschrieben, so soll er das Reychsschwert erheben und in die Runde rufen 'ad rex', um allen deutlich zu machen, dasz sie in einer Sache verhandeln, die ohne Berathschlagung durch den Reychstag, alleyn durch die Krone behandelt werden darf und soll. Undt diese Entscheydung des koeniglichen Marschalls soll unangezweyfelt und unangefochten bleyben durch die anderen Kronvasallen undt niemand soll sich hierrueber erregen oder ereyfern. Die delegatio ad rex aber soll nur ein einziges Mal auf jedem feyerlichen Reychstage gefordert werden koennen. Geschieht es aber, dasz der Marschall glaubt, eine zweyte Sache gehoere auch wie vorstehend an die Krone herangetragen, so stehet es ihm zu, zu verlangen, dasz seyne abweychende Auffassung undt diejenige derer, welche sich ihm anschlieszen wollen, zu Protocoll zu geben. [16] Seyt vielen Jahrhunderten iszet es, dasz die tiburischen Marckgrafen Uns und Unseren koeniglichen Vaetern und Muettern ihre Treue und Verbundenheyt bewiesen haben undt sie darumb zum Reychsmarschalle bestellet sindt, um ueber Ordnung und Recht zu wachen undt die koeniglichen Interessen zu vertreten. Item geschieht es, dasz die Krone oftmals an einem feyerlichen Reychstage nicht vertreten seyn kann. Dann mag eine Angelegenheit aufkommen, die von solcher Schwere und Bedeutung fuer das Reych, dasz sie nicht durch den Reychstag entschieden werden kann und soll und darf. Hierob soll der Reychsmarschall mit wachsamen Auge achten undt so es ihm so erscheynt, dasz sich der Reychstage mit einer Angelegenheit zu beschaefigen anschicket, wie vorstehend geschrieben, so soll er das Reychsschwert erheben und in die Runde rufen 'ad rex', um allen deutlich zu machen, dasz sie in einer Sache verhandeln, die ohne Berathschlagung durch den Reychstag, alleyn durch die Krone behandelt werden darf und soll. Undt diese Entscheydung des koeniglichen Marschalls soll unangezweyfelt und unangefochten bleyben durch die anderen Kronvasallen undt niemand soll sich hierrueber erregen oder ereyfern. Die delegatio ad rex aber soll nur ein einziges Mal auf jedem feyerlichen Reychstage gefordert werden koennen. Geschieht es aber, dasz der Marschall glaubt, eine zweyte Sache gehoere auch wie vorstehend an die Krone herangetragen, so stehet es ihm zu, zu verlangen, dasz seyne abweychende Auffassung undt diejenige derer, welche sich ihm anschlieszen wollen, zu Protocoll zu geben.
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 [17] So iszet es doch stets so, dasz die Dienstmaenner, Lehensleut und Vasallen mit ihrem Herrn nicht immer uebereinstimmen oder die gleyche Meynung haben, was verschiedene Angelegenheiten betreffet. Doch mag es seyn, dasz ein Kronvasall eine Sache in eine bestimmte Richtung betreyben musz, das uebergerordnete Wohl seynes gesamten Lehens voranstellendt undt die Einwaende anderer hintan stellendt. Darumb undt damit er seyn Lehen zu vollem Stimmgewichte bringen kann, da soll es den Kronvasallen gestattet seyn, mit dem Ausspruche 'Wir fordern Treue und Stete' alle Stimmenmasze seyner Ministerialen, Dienstmaenner, Lehensleut und Vasallen im Reychstage an sich zu ziehen und fuer seyne Sache zu verwenden, so dasz die Vorgenannten in dieser Angelegenheit altzo ihre Stimmen nicht mehr frey ausueben koennen, wie es sonst Sitte iszet. Ein Kronvasall, der so verfaehrt, iszet aber verpflichtet, die so Entmachteten fuer diese Uebertragung an Rechten zu entschaedigen in rechter, billiger und angemeszener Hoehe, je nach Bedeutung der Sache. [17] So iszet es doch stets so, dasz die Dienstmaenner, Lehensleut und Vasallen mit ihrem Herrn nicht immer uebereinstimmen oder die gleyche Meynung haben, was verschiedene Angelegenheiten betreffet. Doch mag es seyn, dasz ein Kronvasall eine Sache in eine bestimmte Richtung betreyben musz, das uebergerordnete Wohl seynes gesamten Lehens voranstellendt undt die Einwaende anderer hintan stellendt. Darumb undt damit er seyn Lehen zu vollem Stimmgewichte bringen kann, da soll es den Kronvasallen gestattet seyn, mit dem Ausspruche 'Wir fordern Treue und Stete' alle Stimmenmasze seyner Ministerialen, Dienstmaenner, Lehensleut und Vasallen im Reychstage an sich zu ziehen und fuer seyne Sache zu verwenden, so dasz die Vorgenannten in dieser Angelegenheit altzo ihre Stimmen nicht mehr frey ausueben koennen, wie es sonst Sitte iszet. Ein Kronvasall, der so verfaehrt, iszet aber verpflichtet, die so Entmachteten fuer diese Uebertragung an Rechten zu entschaedigen in rechter, billiger und angemeszener Hoehe, je nach Bedeutung der Sache.
-[18] Item uns bewuszt, dasz es in mancher Angelegenheit von Bedeutung iszet, dasz  die Abgabe der Stimmen im Geheimen stattfinde. Daher erlauben Wir und gestattet, dasz jeder Unserer Kronvasallen stets verlangen koenne – clandestinia postulo -, dasz im Geheimen abgestimmt werden und darumb niemand oeffentliche verpflichtet sey, zu postulieren, wie er gedencke zu entscheyden. Der Academia Clavis Mundi aber wardt durch koenigliches Versprechen das Vorrecht gegeben, auf die Forderung mit 'solum duces' zu erwidern, so dasz es altzo so iszet, dasz nur Unsere getreuen Kronvasallen sich auf das Geheime berufen koennen, ihre Dienstmaenner, Lehensleut und Vasallen indes wie sonst auch offen sich zu ihren Stimmen bekennen mueszen. Der hochheyligen Ecclesia Grenzbrueckensis indes, welche ueber die Einhaltung der ewgen Ordnung im Besonderen wachet, iszet das Privileg gegeben, einmal auf einem jeden Reychstage zu verlangen, dasz nicht im Geheimen abgestimmt, sondern vielmehr die Untzen offen und fuer jederman sichtbar zur Waage gegeben werden – 'veritas in luces'+ 
 +[18] Item uns bewuszt, dasz es in mancher Angelegenheit von Bedeutung iszet, dasz  die Abgabe der Stimmen im Geheimen stattfinde. Daher erlauben Wir und gestattet, dasz jeder Unserer Kronvasallen stets verlangen koenne – clandestinia postulo -, dasz im Geheimen abgestimmt werden und darumb niemand oeffentliche verpflichtet sey, zu postulieren, wie er gedencke zu entscheyden. Der Academia Clavis Mundi aber wardt durch koenigliches Versprechen das Vorrecht gegeben, auf die Forderung mit 'solum duces' zu erwidern, so dasz es altzo so iszet, dasz nur Unsere getreuen Kronvasallen sich auf das Geheime berufen koennen, ihre Dienstmaenner, Lehensleut und Vasallen indes wie sonst auch offen sich zu ihren Stimmen bekennen mueszen. Der hochheyligen Ecclesia Grenzbrueckensis indes, welche ueber die Einhaltung der ewgen Ordnung im Besonderen wachet, iszet das Privileg gegeben, einmal auf einem jeden Reychstage zu verlangen, dasz nicht im Geheimen abgestimmt, sondern vielmehr die Untzen offen und fuer jederman sichtbar zur Waage gegeben werden – 'veritas in luces'. 
 [19] Andere Privilegien und Sonderrechte aber, welche durch Uns oder Unsere koeniglichen Vaeter und Muetter gegeben wurden oder durch Unsere koeniglichen Erben gegeben werden, sollen nur Beruecksichtung finden, wenn diese verbrieft und beurkundet und das koenigliche Siegel tragen. [19] Andere Privilegien und Sonderrechte aber, welche durch Uns oder Unsere koeniglichen Vaeter und Muetter gegeben wurden oder durch Unsere koeniglichen Erben gegeben werden, sollen nur Beruecksichtung finden, wenn diese verbrieft und beurkundet und das koenigliche Siegel tragen.
-[20] Es sey nur der guthen und vollstaendigen Ordnung halber undt um jeglichen Keym des Zweyfels von vornhereyn zu vermeyden, erwaehnt und gegeben, dasz alle vorstehenden Privilegien und Sonderrechte ohne Beschraenckung in der Zahl der Krone zu jeder Zeyt und bey jedem Reychstage zustehen.+ 
 +[20] Es sey nur der guthen und vollstaendigen Ordnung halber undt um jeglichen Keym des Zweyfels von vornhereyn zu vermeyden, erwaehnt und gegeben,  
 +dasz alle vorstehenden Privilegien und Sonderrechte ohne Beschraenckung in der Zahl der Krone zu jeder Zeyt und bey jedem Reychstage zustehen.
  
 **Art. XV - Ueber die Ordnung im Rathe** **Art. XV - Ueber die Ordnung im Rathe**
recht_und_gesetz/constitutio_concilii_regnis_grenzbrueckensis.1303831826.txt.gz · Zuletzt geändert: 2011/04/26 15:30 von morbus