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it-bereich:ueber_den_ketzer

Licht und Schatten fielen auf die Menschen in der ersten Daemmerung. Und die Groszen Ewgen - Acrulon und Lech - stritten um Seelen der Menschen. Doch wie konnten die Ewgen den Glauben der Menschen pruefen, wenn Sie selbst unter Ihnen waren. So erwaehlten Sie einen unter Ihnen, der beobachten sollte und richten. Und so begab es sich, dasz Acrulon und Lech, so verfeyndet sie auch waren, einen Diener erwaehlten, einen Bruder und Bruedern, einen Menschen, sterblich und fehlbar aber von scharfem Verstandt und schoenem Antlitze. Er war inspiriert von der Strenge seines Herrn Acrulon, doch wohnte in ihm ebenso die Kaelte seiner Herrin Lech. Und seyne Aufgabe sollte es sein, ueber jene zu wachen, die den Pfad der Tugendt verlaszen wollten. Seyne Brueder zu pruefen und zu wiegen war ihm zugedacht und demuethig kleydete er sich mit der Robe des Druiden. Es folgte ein Zeytalter des Wetteyferns um die Seelen der Menschen. Ewigkeyt um Ewigkeyt, Aeon um Aeon, Jahrtausend um Jahrtausend, Jahrhundert um Jahrhundert, Jahr um Jahr, Monat um Monat, Tag um Tag, Stunde um Stunde, Augenblick um Augenblick. Der Diener der Ewgen, der erste Druide, sprach Recht und wies den Tugendhaften wie den Frevlern ihren zugedachten Weg. Wie daher die Ewigkeyten verglimmten wuchs die Macht des Druiden, vom Willen der Ewgen beseelt und von seinen Bruedern alsbald gefuerchtet. Eines Nachts jedoch kroch die dunkle Schlange in Ylrs Traum hernieder und sprach zu ihm: 'Wisze, mein Diener, das Schicksal hat Dich reych beschencket und der Ewgen' Wahl war weyse. Doch bist Du stets ein Bruder unter Bruedern. Trinck von meinem Blute, dasz Du dich aufschwingest in die Reihen der Ewgen, den Platcz einzunehmen, der Dir gebuehret.' Da tranck er von Lechs schwarzem Bluthe und ward seyner Sterblichkeyt beraubt und grosze Macht ward Ihm gegeben. Und er liesz sich eine Krone schmieden von seynen Dienern, dasz ihn jeder als den Koenig erkennen solle ueber seyn Reich. Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte vergingen und der Molochkoenig herrschte ueber seine unterjochten Brueder, verfuehrte sie im Namen seiner Herrin und labte sich an Ihrem Leyd und Ihren Freveln. Da erschallte eine Stimme vom gluthgetraenkten Himmel und Acrulon sprach in gerechtem Zorne: 'Richter warst Du einst und zum Ketzer bist du nun geworden. Wisze, dasz sich der Ewgen Gunst nicht nur durch Freveleyen laeszt erlangen. Tu Busze, wie es mein Wille iszet und ich werde Deine Seele erretten.' Doch der Koenig sprach: Du bist nicht mein Herr, der Koenig bin ich, Herr ueber mein Schicksal, auserwaehlt durch meiner Herrin Gnade.'

Doch einer seiner unterjochten Brueder hatte Acrulons Stimme vernommen und sprach: 'Herr, Vater und Richter, Du bist der Koenig der Ewgen, erloese mich mit deynem Lichte, Deyne Strafe wird meyne Frevel tilgen, der Laster will ich abschwoeren in Demuth, um meine Seele zu retten und die meiner Brueder. Meyn Leben iszet nichts wert, gemeszen an der Ewigkeyt meiner Seele.'

Da sprach Acrulon: 'Gehe und Tu Busze.'

Da ging der Frevler in die Steppe. Er verbrannte sein Kleyder und sprach: 'Acrulon, ich bin Deyn geringster Diener. Nur noch Asche will ich tragen, denn ich habe gefehlt wider Deyne Gebote.' Da sprach Acrulon: 'Gehe und Tue Busze.'

Da trug der Frevler all sein Gold in die Stadt und gab es den Armen und Krancken und er sprach: 'Acrulon, ich bin Deyn Diener. Den Armen gehoeret meyn Hab und Gut, nur Deynen Segen will ich erringen.' Da sprach Acrulon: 'Gehe und Tue Busze.'

Da fiel der Frevler auf die Knie und flehte den Himmel an: 'Acrulon, Herr, Ich will Dich preysen und ruehmen bis Du mich erloest.' Fuenfzig Tage und fuenfzig Naechte kniete er, streckte die Haende dem Himmel entgegen und betete. Da sprach Acrulon: 'Gehe und Tue Busze.'

Und Acrulon sprach: 'Geh und trage meynen Willen in die Welth. Ich will Dich meynen Leumundt nennen.'

So trug der Leumund den Willen Acrulons zu seynen Bruedern und viele folgten seynem Beyspiel. Der Ketzer jedoch ward zornig, er schickte seyne Haescher um den Leumundt in Ketten zu legen und auf den Marktplatcz zu bringen. Dort sprach er zu ihm: 'Ich selbst will Richter und Hencker seyn fuer Dich, der meyne Macht leugnet und in Abrede stellt.'

Da Sprach der Leumundt: 'Ich bin ohne Furcht, denn die Hallen der Ewgen erwarten mich.'

Alszo antwortete der Ketzer: 'Erkenne, wer Deyn Herr iszt und ich schencke Dir das Leben.' Aber da sprach der Leumundt: 'Acrulon iszet mein Herr, treu will ich ihm dienen. Toete mich nur, denn Busze suche ich im Tode fuer mich und meyne Brueder. Ich bin ohne Furcht, denn die Hallen der Ewgen erwarten mich.'

Und wie er geendet, da oeffnete sich der Himmel und Acrulon sprach: 'Nun hast du Busze getan.' Da liesz der Ketzer seyn Schwert auf den Leumundt hinabfahren. Doch als das reyne Bluth seyne Haut benetzte sprach Acrulon zu ihm: 'Das Bluth des Gelaeuterten traenckt Deyn Gewandt. Nun soll meyn gerechter Zorn Dich treffen.'

Da erstarrte der Ketzer und dreyhundert Monde stand er dort, wo er den Mord am Leumundt begangen und der Blick des Hoechsten versengte seyn schoenes Antlitz. Und alle erkannten die wahre Gestalt des Ketzers. Dann aber liesz Acrulon einen gewaltigen Sturm heraufziehen, welcher den Ketzer fortwehte, hinab in den trennenden Strom, wo der Ketzer hinabsank in das ewige Dunckel. Dort wartet er, gekettet an seyn Reich, den trennenden Strom, Herr ueber die Gefallenen und Verstorbenen, seyn scharfer Blick durchdringet die Seelen der Menschen, doch seyn Tun bestimmt der blinde Zorn ueber sein Schicksal und die Gier nach laengst vergangener Macht.

Als Lech aber sah, was mit ihrem Diener geschehen, ward sie zornig. Und zum Lohn fuer seynen Verrath und seynen Hochmuth schenkte sie, die dunckle Schlange ihm, dem Ketzer, eine zweyte Gestalt. Als Abbild Ihrer selbst, der Versuchung, sollte er ueber die Welth wandern, die ihm einst gehoerte. So solle er weiterhin unter den Sterblichen wandeln, sie verfuehren zum Frevel und zur Ketzerey und hernach, wenn deren Zeyt gekommen, sie zu sich zerren in seyn Reych, dasz seyne Dienerschaft wachse, bis zu dem Augenblick, an dem die ewge Nacht heraufzieht und die Tore eingeriszen werden, dann wenn die Welt getraenckt sey im Bluthe der Geyszeln.

Nur an drey Tagen des Jahres aber, setzen die Ewgen seither ihren Wettstreyt fort. An den Tagen des Groszen Frevels. Wenn der Ketzer unter Jenen wandelt, die einst seyne Brueder waren. An diesen Tagen traegt er dann seyn wahres Antlitz und seyne wahre Macht. Wehe denen, die solches erblicken mueszen!

it-bereich/ueber_den_ketzer.txt · Zuletzt geändert: 2010/10/17 21:55 von morbus